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ß. (2. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.
mäßig wellige Oberfläche bilden und regellos angeordnete abflußlose Becken in großer Zahl enthalten. Wegen der großen Durchlässigkeit des Sand- und Kiesbodens sind diese Becken wasserlos; sie unterscheiden sich so wesentlich von den mit Lehm ausgekleideten Seebecken der echten Grundmoränenlandschaft. Die Entstehung dieser Becken läßt sich darauf zurlickflihren, daß die Randzone des Inlandeises beim Stillstand durch Spalten in einzelne bewegungslose „tote“ Eisklötze aufgelöst wurde und daß nun beim weiteren Abschmelzen in den Spalten durch Sedimentbildung eine Aufhöhung des Bodens stattfand, die bis zuin völligen Verschwinden der Eisreste dauerte. Dieser Entstehung entsprechend weisen auch die Sande und Kiese zwischen den einzelnen Kesseln eine deutliche Schichtung auf.
In diese „Kameslandschaft“ — der Name ist dieser Oberfiächenforra zuerst in Schottland gegeben worden — bekamen wir aut einer kurzen Wanderung östlich von Trettin schöne Einblicke; dann bestiegen wir wieder die Wagen, fuhren nach Trettin zurück und nun nach Südosten in der Richtung auf Bischofsee. Die Fahrt führte quer durch eine mit Talsand erfüllte Rinne und dann wieder in ähnliche, meist mit Wald bestandene Gebiete hinein wie vorher. In der Nähe des kleinen Ileiligen-Sees der in einer solchen Einsenkung ausnahmsweise bei undurchlässigem Untergründe sich gebildet hat, aber schon stark vertorft ist, verließen wir wieder unsere Fuhrwerke, um den Weiterweg nach Bischofsee zum großen Teile auf dem Rücken eines As, eines glacialcn Grandrückens, anzutreten, der in einer Länge von mehreren Kilometern ziemlich gradlinig mit beiderseits steilen Flanken die Gegend durchzieht. Solche Asar sind aus den alten Glacial- gebieten von zahlreichen Orten bekannt geworden; sie bestehen aus mehr oder weniger geschickten Sanden und Kiesen und bilden in typischer Ausprägung ein auffallendes Landschaftselement. Ein Aufschluß in dem Rücken zeigte horizontale Schichtung, die auf Fluüabsatz hinweist. Da die Sohle erhalten ist, die Ufer fehlen, so können diese nur aus Eis bestanden haben. Die Entstehung der Asar kann auf zweierlei Weisen ei klärt werden: entweder sind sie aus Ablagerungen in Längspalten des Gletschers entstanden, in denen Wasser floß, oder sie sind die Betten subglacialer Fflttsse, die allmählich ihr Bett erhöht und die Uber ihnen lagernde Eismasse von i nten her angeschmolzen haben, indem sie so zugleich durch den im Eise enthaltenen Schutt neuen Stoff zur Erhöhung des Bettes lieferten.
Am Vereinigungspunkte der Chausseen von Kunersdorf und vonZiebingcn wendeten wir uns nach Süden und fuhren nun am sandigen Hange des Odertales entlang nach Schwetig. Wenige Schritte brachten uns von da aufwärts zur Schwetiger Windmühle, die auf der Höhe des Talrandes steht, einen prächtigen Überblick talaufwärts und abwärts bietet und so unserem Führer die Gelegenheit gab, die einzelnen Stadien in dem Rückzuge des Eises und die Bildung der verschiedenen, diesen Einzelstadien zuzuschreibenden Terrassen zu erläutern. Zu der Zeit, als der Eisrand noch in der Nähe von Frankfurt lag und die Schmelzwasser zum Abflüsse das Berliner Haupttal benutzen mußten, dessen Abzweigung vom heutigen Odertale wir deutlich im Süden sehen konnten, war die Wassermasse vor dem Eise bis zu einer Meereshühe von 60 in aufgestaut. In dieser Höhe liegen die Terrassen des