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ß. (2. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjalires.
obenniocänen, von Basaltmassen zuge<leckten Alluvionen Feuersteinstücke anfgefunden, die Bearbeitungsspuren tragen, in gleichem Horizont wurden dort Knochenreste vorgefunden von Dinotherium giganteum, Mastodon longirostris, Rhinoceros Schleiermaclieri, Hipparion gracile, Tragoceras amaltheus, Gazella deperdita. Gemeinsam für beide Lokalitäten ist es, daß die frgl. Silex in miocänen Sanden Vorkommen, diese Sande sind eingeschlossen zwischen obenniocänen vulkanischen Massen und den oligocäuen, hier bei Aurillac marinen Ablagerungsprodukten, welche von den französischen Geologen als Aquitanien bezeichnet werden.
Zur Tertiärzeit hat also in Frankreich ein menschähnliches Wesen gelebt; die Mortilletsche Vorstellung eines Zwischenwesens zwischen Mensch und Menschenaffen wird von Klaatsch mit Recht zurückgewiesen, da man jetzt erkennt, daß der Mensch nur an der Wurzel des gemeinsamen Stammes mit dem sog. anthropoiden Affen zusammenhängt. Nachdem einmal, fügt der Heidelberger Forscher S. 160 hinzu, der Bann, der über dem Problem des Tertiärmenschen lagerte, gebrochen ist, erwächst für die Zukunft der Anthropologie die Aufgabe, den Spuren der ältesten Menschheit gründlicher nachzugehen, als es bisher geschehen ist. Hierfür ist eine systematische Durchforschung der mittel- und spättertiären Ablagerungen auf primitive Steinwerkzenge erforderlich. Tn Europa selbst ist auf diesem Wege eine Vermehrung der bisherigen Fundorte tertiärer Menschenspuren, wie sie, von Frankreich abgesehen, nur in Portugal (Otta-Ribeiro) und England (Kalkplateau von Kent und Sussex) bisher bekannt wurden, zu erhoffen; noch aussichtsreicher aber ist eine Ausdehnung derartiger Untersuchungen auf außereuropäische Gebiete.
Was unter den genannten Tieren übrigens das Mastodon anlangt, so liegt mir gerade eine Arbeit des Herrn Dr. Max Blanckenhorn, Assistenten am hiesigen mineralogisch-geologischen Museum der Universität, vor: „Oberpliocän mit Mastodon avernensi* auf Blatt Ostheim vor der Rhön“, einer mir ans der bayerischen Rhön wohl- bekannten Örtlichkeit (Jahrb. der K. Preuß. Geol. Landesanstalt 1901, Bd. XXII, Heft 3), wonach der oberpliocänen Fauna des genannten Mastodon arvernensis und des Elephas meridionalis die Fauna des Mastodon longirostris oder dem Dinotheriumsande von Eppelsheim, als aus dem Unterpliocäu gegenübergestellt wird. Ist hiernach die Frage erlaubt, ob das von Raines gefundene miocäne Mastodon auch wirklich das „langschnäblige Zitzentier“ d. h. Mastodon longirostris ist?*)
*) Im übrigen verweise ich auf meine wiederholten gelegentlichen Angaben über die menschlichen Spuren im französischen oberen Miocän des Cantal in den letzten Jahrgängen unserer Zeitschrift, z. B. auf die geologische und Kultur-Zeitfolge Jahrg. XIII. 8. 314. E. Fr.