Heft 
(1905) 14
Seite
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0. (2. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.

Nord-Europa die dritte größere Gletscherausbreitung zu Ende ging und endlich ein für den Menschen erträgliches und förderliches Klima in unseren Gegenden anbrach, die Bewohner Ägyptens bereits auf einige Jahrtausende fortschreitender Kultur zurückblicken konnten. Übrigens sind die urältesten Anfänge des Menschen (für das Tertiär) noch keines­wegs erschöpfend nachgewiesen, und müssen Geologen und Prähistoriker hier zusammen noch viele weitere Untersuchungen vornehmen.

XX. d) Nach Asien aber nach Teilen, welche stets zu Ägypten Fühlung gehabt greift der zweite kürzlich publizierte Vortrag Max Blanckenliorns in der Zeitschrift für Ethnologie 1905S.447468: Über die Steinzeit und die Feuersteinartefakte in Syrien- Palästina.

Blanckenhorn unterscheidet 10 Perioden:

1. Eolithische Periode während des Oberpliocäns und Unter­diluviums (Haupt-Pluvialzeit).

2. Älteres Palaeolithicum oder Chelleen im weiteren Sinne. Erst in dieser Zeit rückte der Mensch nach Westen und zwar vielleicht schon bis zur Küste vor.

3. Mittelpalaeolithische Periode oder Mousterien und unteres Solutröen oder Eburneen, zeitlich dem letzten großen Interglazial der deutschen Geologen, d. h. der Periode, in welcher wir auch im nordischen Deutschland die bislang ersten ganz zweifellosen Spuren des Menschen beobachten, entsprechend.

4. Spätpalaeolithische Periode oder Magdalenien während des jüngern Diluviums oder der letzten Eiszeit. Der Mensch ist Jäger und Kannibale.

5. Frühneolithische Periode, etwa 10000 - 5000 v. Chr., dürfte zeitlich nicht der eigentlichen Neolithischen Periode in Deutschland ent­sprechen, sondern einer etwas früheren Epoche vgl. auch das unter XXIX c) Gesagte und zwar wahrscheinlich der ganzen langen Über­gangszeit vom Palaeolithicum ins Neolithicum, der Ancylus- oder ersten postglazialen Wald- und Torfstufe, außerdem der Zeit der Kjökken­möddinger oder Litorina-Eichenstufe oder zweiten postglazialen Wald­oder Torfstufe, also der Epoche, die man jetzt als mesolithisch begreift. Auftreten von geschliffenen Werkzeugen und Töpferei.*)

6. Spätneolitliische Periode, etwa 4000 (? 5000) bis 2000 (2500) v. Chr. Erster Ackerbau (Getreide), Viehzucht, erste Ansiedlungen an festen Plätzen in den Ebenen, künstliche Höhlen u. drgl. (Vergl. bezüglich Norddeutschland meine Fußnote zu 5.).

*) Es ist jedoch zu bemerken, daß in der nordeuropäischen, mesolithischen Zeit der Kjökkenmöddinger, Küstenfunde und Litorinascliichten keine geschliffenen, sondern nur roh zugeschlagene Steinwerkzeuge auftraten. Wohnstätten kommen hierbei auch bereits vor, z B. in Erdgruben. E. Friedei.