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0. (2. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.
Darstellungsweise machen es gerade umgekehrt und erschweren dadurch das Verständnis ihrer Arbeiten unnützer Weise.
Wesen und Ursache der Eiszeit sind nach Geinitz folgende:
1. Die Ursache der Eiszeit war keine kosmische, sondern eine terrestrische, meteorologische, nämlich: vermehrte Niederschläge, bedingt durch die eigenartige Konfiguration der Kontinente am Schlüsse der Tertiärzeit.
2. Die Eiszeit ist nicht als allgemeine Kälteperiode aufzufassen. Im Gegenteil, zu Beginn und zum Teil auch noch während der Eiszeit hat nicht kälteres Klima geherrscht, sondern ein gegenüber dem heutigen sogar etwas wärmeres oder wenigstens das heutige Klima.
Periodische Unterbrechungen dieses einheitlichen Ganges haben nicht stattgefunden, nur Oszillationen, Vorstöße und Rückzüge, aber nicht vollständiges Aufhören des Eisphänomeus. Dies hat Geinitz schon in seiner in der Brandenburgs am 29. April 1903 (Jahrg. XIII., S. 152) besprochenen Schrift von der Einheitlichkeit der quartären Eiszeit ausgeführt.
Infolge der meteorologischen Verhältnisse des altern Quartärs haben sich dann wahrscheinlich die Jahresisothermen nach und nach etwas nach Süden verlegt; aber wenn in denjenigen Gebieten, die eine Vergletscherung erfuhren, eine Verschlechterung des Klimas und ein Sinken der Temperatur stattfand, so war dies doch, im Vergleich zum Gesamtcharakter des quartären Klimas überhaupt, nur eine, wenn auch ausgedehnte Lokalerscheinung; eine die gesamte Erde betreffende eiszeitliche Klimaerniedrigung hat nicht stattgefunden. Es darf hier daran erinnert werden, daß das diluviale Glazialpliäuomen nach Pencks Ausspruch nichts als eine gewaltige Vergrößerung der heutigen Gletscherverhältnisse war.
Aber auch am Schluß des Tertiär, im Pliocän hat nach Geinitz wahrscheinlich eine Gletscherzeit geherrscht, eine Meinung der ich mit Rutot beipflichte und der ich u. a. auf der geologisch-archaeologischen Tabelle, Brandenburgs XIII. S. 314 (mittleres Pliocän-Glaciär), Ausdruck gegeben.
Also vorzugsweise haben tektonische Vorgänge die Eiszeit hervorgerufen. In der Präglazialzeit lag Skandinavien mindestens 400 m höher, überhaupt waren Europa und auch Amerika größer, d. h. breiter und höher. Daß diese Verhältnisse auf die Verteilung der atmosphärischen Minima und Cyclonenwege und damit auf die Niederschläge, auf die Meeresströmungen pp. von großem Einfluß waren, ist ganz selbstverständlich; auch bei gleichen sonstigen klimatischen Verhältnissen mußten sich damals unter anderen Bedingungen andere atmosphärische Beziehungen entwickeln als heute.
