Die künstlichen Baustoffe Berlins (Tonziegel-, Kalksandsteine, Zementmauersteine), ihre Geschichte und ihre Herstellung.
Von Dr. M. Fiebelkorn.
Meine Damen und Herren! Ein Blick auf die von mir ausgehängte Karte zeigt uns, daß Deutschland in geologischer Hinsicht in zwei Teile zerfallt. Der südlichere von beiden ist auf der Karte durch zahlreiche bunte Farben gekennzeichnet, während der nördliche fast ganz weiß geblieben ist. Nur an wenigen Stellen sehen Sie auch hier Farben auf- treten. Die Grenze zwischen beiden Teilen wird von den deutschen Mittelgebirgen (Riesengebirge, Erzgebirge, Thüringen, Harz, Deister und Wesergebirge) gebildet. Ausbuchtungen stellen die schlesische und die sächsisch-thüringische Bucht dar.
Die geologische Ausbildung beider Teile ist von einander wesentlich verschieden. Während im südlichen Teile feste Gesteine aus älteren Formationen vorherrschen, besteht der nördliche in der Hauptsache aus den mehr oder weniger lockeren Massen der Quartärformation. Wir linden hier Sand, Lehm, Mergel und ähnliche Gebilde. Nur selten wird der Mantel lockerer Massen durch anstehendes Gestein älterer geologischer Zeitalter durchbrochen, so z. B. bei Segeberg, Lüneburg, Altmirstedt, Rüdersdorf, Bartschin und einigen anderen Orten.
Es ist naturgemäß, daß die Bewohner des nördlichen Teiles, den man als das norddeutsche Flachland zu bezeichnen pflegt und der westlich in Belgien und Holland und östlich im russischen Reiche seine Fortsetzung hat, in der Auswahl ihrer Baustoffe weit schlechter gestellt waren, als diejenigen des südlichen Teiles, in dein natürliche Hartgesteine in Menge auftreten. Es blieb für sie infolgedessen, zumal die Verkehrsverhältnisse in früheren Jahrhunderten viel zu wünschen übrig Hessen und auch die Ströme zum Wassertransporte keineswegs überall geeignet waren, nichts anders übrig, als ihre Wohnstätten entweder aus Holz zu errichten, das in den großen Wäldern massenhaft vorhanden war,
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