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Die künstlichen Baustoffe Berlins.
oder aber die für längere Dauer bestimmten Gebäude aus den Steinen aufzubauen, die die Felder hergaben.
Wer die Lehm- und Mergellager des norddeutschen Flachlandes in den häufig in ihnen angelegten Gruben beobachtet, bemerkt, daß sie mit vielen kantengerundeten und mehr oder weniger glattgeschliffenen kleinen und großen Gesteinsstücken durchsetzt sind, die sich dort, wo die nach Norden zurückgehenden Eismassen die Endmoränen entstehen ließen, zu gewaltigen Blockanhäufungen ausbildeten. Da man im norddeutschen Flachlande neben dem Holz kaum über anderes Baumaterial verfügte, so waren diese Steine, die als Erratische Blöcke, Findlinge oder Geschiebe bezeichnet werden, ein willkommener Baustoff', und in der Tat sehen wir nicht nur viele noch erhaltene Bauwerke früherer Jahrhunderte aus derartigen Findlingen unter Zuhilfenahme von Kalk- oder Gipsmörtel errichtet, sondern wir finden auch heute noch in denjenigen Gegenden, in denen die Geschiebe in größeren Mengen auftreten, die Fundamente und Häusermauern aus ihnen gebaut. Ganz besonders beliebt war die Verwendung der erratischen Blöcke in den Dörfern zur Herstellung von Kirchen, und man verstand es, aus ihnen ein überaus haltbares Mauerwerk herzustellen.
Auf die Dauer konnten jedoch weder das Holz noch die Findlinge zur Herstellung von Bauwerken genügen, besonders als die Kirche anfing, ihre Gotteshäuser in größerem Maßstabe und mit größerer Pracht aufzuführen. Es kam infolgedessen ein anderer Baustoff zur Verwendung; dies war der aus gebranntem Ton hergestellte Ziegel.
Wann in Norddeutschland zum ersten Male der gebrannte Tonziegel Verwendung gefunden hat, läßt sich nicht mit absoluter Sicherheit feststellen. Jedenfalls wissen wir aber, daß Herzog Heinrich der Löwe zusammen mit dem Bischof Heinrich im Jahre 1173 den Grundstein zum Dom zu Lübeck legte und ebenfalls den Dombau zu Ratzeburg mit jährlichem Geldbeiträge unterstützte. Mit diesen Bauten begann die Übertragung des Backziegelbaues nach Norddeutschland.
Woher er gekommen ist, ist eine Frage, über die von Architekten und anderen Fachleuten ebenfalls vielfach gestritten worden ist. Im allgemeinen stehen sich hier zwei Richtungen gegenüber, von denen die eine den Ursprung des norddeutschen Backziegelbaues in den Niederlanden, die andere in Oberitalien sucht. Die Ansicht, daß ein wandernder Niederländer den Backziegelbau um die Mitte des 12. Jahrhunderts in den Ländern östlich der Elbe eingeführt habe, hat nach den Angaben von Stiehl im Jahre 1846 zuerst II. Otte ausgesprochen. 1850 wies dagegen von Quast auf die Übereinstimmung einzelner Eigentümlichkeiten des märkischen und des italienischen Backziegelbaues hin. Ihm schlossen sich Liibke und Essenwein sowie im Jahre 1868 Hase an. Adler verfocht dagegen in seinem Werke über die mittelalterlichen Baudenkmäler