Heft 
(1905) 14
Seite
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Die künstlichen Baustoffe Berlins.

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Dachsteine aus Zement gibt es nämlich schon seit dem Jahre 1883, und es hätte also nichts näher gelegen, als in gleicher Weise wie Dachsteine auch Mauersteine mit Hilfe von Zement und Sand herzustellen. Warum dies nicht geschehen ist, ist nicht ganz klar. Wahrscheinlich glaubte man, daß eine ganze Reihe eingebildeter Nachteile dem Zementmauerstein anhaften würden, die sicli später tatsächlich als nichtig erwiesen haben. Wir können anuehmen, daß die ersten Zementmauersteine etwa vor 10 bis 15 Jahren in größeren Mengen hergestellt sind, während man die Steine vereinzelt gewiß auch schon früher angefertigt hat.

Die Einführung auf den Baumarkt fand erst in umfangreicherem Maße statt, als sich am 19. März 1901 die Schutzvereinigung der Ze- mentdaehstein - Fabrikanten Deutschlands, der heutige Zementwaren- Fabrikanten-Verein Deutschlands, gründete. Dieser Verein war ursprüng­lich ins Leben gerufen worden, um die Angriffe der Landfeuersozietäten gegen die Zementdachsteine abzuwehren und vor allen Dingen zu zeigen, daß dieses Dachdeckungsmaterial nicht die ihnen angedichteten Nachteile bei einem Brande besitzt. Es lag auf der Hand, daß der Verein, nach­dem die Angriffe der Landfeuersozietäten glücklich abgeschlagen waren, sich nicht wieder auflöste, sondern sich nunmehr weiter mit der Frage beschäftigte, wie die Zementdachsteinindustrie zu heben und zu fördern ist. Hierbei kam man naturgemäß auch auf den Zementmauerstein, und so linden wir in den Hauptversammlungen besonders der letzten Jahre nicht selten den Zementmanerstein und seine Herstellungsart sowie die mit ihm gemachten Erfahrungen angeführt und besprochen. Auch die Fachpresse hat in den letzten Jahren eine ganze Reihe von Aufsätzen gebracht, die sich vom praktischen wie vom theoretischen Standpunkte aus mit dem Zementmauerstein eingehend befassen.

Zur Herstellung der Zementmauersteine nimmt man einen guten Portland-Zement und einen geeigneten Sand. In der Literatur findet man gewöhnlich angegeben, daß der Sand fein, sehr scharfkantig und von gleichmäßiger Korngröße sein muß. Die Erfahrungen haben er­geben, daß dies unrichtig ist, und daß man bei der Wahl eines Sandes von gleichmäßiger Korngröße verhältnismäßig geringe Druckfestigkeiten erzielt. Der Sand darf im Gegenteil kein zu gleichmäßiges Korn haben, sondern er soll neben groben Teilen auch viele feine besitzen. Der Verfertiger der Zementmauersteine tut infolgedessen gut, wenn er seinen Sand siebt und dann die verschiedenen Sorten derartig miteinander mischt, daß ein möglichst hohes Litergewicht herauskommt. Ist dasselbe erreicht, so ist damit gekennzeichnet, daß durch das Mischen des feinen und groben Sandes die geringste Menge Hohlräume erzielt wird. Besondere Aufmerksamkeit muß der Zementmauerstein­hersteller darauf verwenden, daß er immer mit demselben Gemisch arbeitet. Dies wird vielfach unberücksichtigt gelassen, und es kommt