7. (5. außerordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjalires.
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des in der älteren Zeit bedeutendsten in ihr befindlichen Grundstücks, des Schlößchens und Gartenterrains Monbijou, zusammen. Schon im 16. Jahrhundert besaßen die Kurfürstinnen hier ein Vorwerk. Das Gebiet wurde zeitweise bedeutend vergrößert. 1670 gehörte der Kurfürstin Dorothea das gesamte Gelände zwischen der Spree, der Oranienburger Straße und dem Zuge der Friedrichstraße nördlich vou der Weidendammer Brücke. Allein schon ihre Nachfolgerin, Sophie Charlotte, entäußerte sich eines großen Teiles dieses Besitzes, indem sie 1691 das vor dem Spandauer Tore zwischen ihrem Lustgarten und den Festungswerken belegene Geläude zu Bebauungszwecken parzellierte und bis 1698 auch das Terrain westlich von dem Gai'ten an Private überließ.
Das war so zu sagen die Geburtsstunde der Oranienbimger Straße. Damals wurden die ersten Häuser in ihr errichtet. Die weitere Bebauung ging nicht eben rasch vor sich. Nicolai, der bekannte Schriftsteller und Geschichtschreiber Berlins, berichtet in seiner Beschreibung der Residenz (3. Aufl. 1786 1,38), daß 1697 etwa vier Häuser in der Straße vorhanden waren. Das moderne Tempo Berliner Straßenanlagen war dazumal noch nicht erreicht. Erst unter Friedrich Wilhelm I. füllten sich die Lücken mehr und mehr. Auf einem Plan der „Nördlichen Seite der Residenzstadt Berlin“ vom Jahre 1717, den Anna Maria Wernerin gezeichnet, Georg Paul Busch, der Lehrer Georg Friedrich Schmidts, gestochen hat, erscheint sie daun reichlich mit Häusern besetzt. 1713 wurde hier an der Ecke der Wassergasse, der heutigen Artilleriestraße, ein Wohnhaus für Postillione errichtet, zu dessen Aufbau sämtliche Postbedienstete freiwillig beitrugen. Auch der König steuerte eine Summe bei und gab einen Vorschuß. Unter Friedrich dem Großen wurde i. J. 1766 dieses Postillionhaus in eine Posthalterei umgewandelt. Denselben oder ähnlichen Bedürfnissen dient das Grundstück heute noch, nachdem in den siebziger und achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts vollständig neue Bauten auf ihm aufgeführt worden sind.
Wie es in der Gegend hier aussah, bevor die Straße angelegt war, leimen zwei Momente. Das Terrain, auf dem heute die Häuser 24—27 stehen, hieß der Weinberg, auch Schinderberg. Vielleicht befand sich also hier einmal eine Richtstätte. Und das Gebiet zwischen der Artillerie- und Friedrichstraße, das der Magistrat im Jahre 1702 verteilte, führte den Namen Gänsepfühle.
Auch in der ersten Zeit ihres Daseins kann unserer Straße nur Vorstadtcharakter eigen gewesen sein. Viehmästereien und andere Wirtschaftsgebäude, Krüge, Ausspannungen, wenns hoch kommt, Gasthöfe werden sich in ihr befunden haben. In einem hier in der nächsten Nachbarschaft gelegenen Hause, das die Nummern 13—15 führt, befand sich noch vor dreißig Jahren ein Relief aus Sandstein, das jetzt im
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