7. (5. außerordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.
397
ihrem Tode, der i. J. 1757 erfolgte. Sie hatte das Schloß prächtig ansschmücken lassen und erweiterte es i. J. 1726 durch Anbauten. In noch höherem Maße geschah das, als Friedrich d. Gr. zur Regierung kam. Er kaufte ein benachbartes größeres Grundstück und ließ den östlichen Bauteil mit zwei vortretenden Flügeln anlegen. Hiermit hatte das Gartenschloß seinen heutigen Umfang erreicht. Der ganze Komplex dagegen erhielt die Gestalt, die er jetzt bietet, erst fünfzig Jahre später. Nach dem Tode der Königin Sophie Dorothea blieb das Schloß an dreißig Jahre unbewohnt. Als Friedrich Wilhelm II. die Krone empfing, schenkte er es seiner Gemahlin, der Königin Friederike. Und wenige Jahre später 1789—90 wurden nach Ungers Plänen die beiden am Monbijonplatz liegenden Vordergebäude von Scheffler ausgeführt.
Damals hatte der zum Schloß gehörige Park einen bei weitem großem Umfang als heute. Immer mehr ward er seitdem eingeengt. Die erste Einbuße erlitt er, als er vor einem halben Jahrhundert i. J. 1854 für die Erbauung des Domkandidatenstifts den Grund und Boden hergeben mußte. Das Gebäude, von Stüler entworfen, trägt ganz den Charakter der in dieser Zeit in unserer Stadt errichteten kirchlichen Bauten z. B. der Jacobikirche in der Oranien-, der Lukaskirche in der Bernburgerstraße. Damals reichte der östlich von dem Stift gelegene Teil des Parkes noch tief in die Straße hinein. Dessen werden sich manche von Ihnen noch erinnern. Denn erst zwanzig Jahre später, im Anfang der siebziger Jahre, wurde sie an dieser Stelle auf die heutige Breite gebracht. Zu gleicher Zeit oder kurz darauf wurden die Häuser 77—78 errichtet, die die Wohnungen für die Beamten des Hofstaats enthalten.
1884—85 wurde im Park die englische Georgskirche gebaut, und vor etwa zwölf Jahren die Interimskirche für den Dom, die aber hoffentlich wieder verschwinden wird. Noch in der allerletzten Zeit erfuhr der Park eine nicht unbeträchtliche Einschränkung. Damit vom Nordwesten aus ein eigener Zugang zu dem neuen Kaiser Friedrichs-Museum geschaffen werde, wurde von der Oranienburger Straße aus eine neue, noch nicht einmal benannte zur Spree hin angelegt. Ihr Land führte über Parkgebiet, das abgetreten werden mußte. Auch den Abriß vorhandener Gewächshäuser und den Aufbau neuer hatte diese Änderung zur Folge.
Innerhalb der Mauern des Schlosses spielte sich manches Interessante ab. So nahm Peter der Große bei dem Besuch, den er i. J. 1718 dem Berliner Hof abstattete, mit seinem zahlreichen weiblichen Gefolge hier sein Absteigequartier. Die Aufnahme im Königlichen Schloß, die ilmvangeboten wurde, soll er, der die Barbarei seines Gesindes nur zu gut kannte, abgelehnt haben. Seine Leute hausten denn auch in dem Palais nicht viel anders als vor etwa dreißig Jahren die Umgebung des