Heft 
(1905) 14
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7. (5. außerordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.

benutzt, da, wie Nicolai berichtet, Döbbelin die Schauspiele fast beständig in dem Hause der Behrenstraße auffuhren ließ.

Wie lange es existiert hat, gelang mir nicht genau festzustellen. Der von Nicolai selbst besorgte Auszug aus seinem großen Werk über Berlin vom Jahre 1793 kennt es nicht mehr (S. 152). DieAnschau­lichen Tabellen von der gesammten Residenz-Stadt Berlin von Neander v. J. 1799 verzeichnen auf dem Terrain Stallung und Baustelle des später* ziemlich bekannt gewordenen Gastwirts Corsica. Theatergeschichtlich wurde das Haus nicht gerade von hoher Bedeutung. Dennoch ist seine Errichtung in einer Hinsicht bemerkenswert. Bis dahin wurde nämlich, abgesehen von dem 1742 eröff'neten Opernhause,- entweder im Rathaus oder in Buden auf dem Dönhoffsplatz oder dem Gendarmenmarkt gespielt. Erst 1759 mietete sich Schuch einen Saal in einem Privatgebäude, dem Donnerschen Haus, das im Kastanienwäldchen dort stand, wo sich heute das Finanzministerium befindet. Das erste eigene, Theaterzwecken dienende Privatgebände war das Bergesche in der Oranienburger Straße. Es ist doch wohl sehr wahrscheinlich, daß Lessing während seines letzten längeren Aufenthalts in Berlin, der vom Frühjahr 1765 bis zu dem von 1767 währte, öfters dieses Schauspielhaus besuchte, und mau kann sich vorstellen, wie der künftige Verfasser der Hamburger Dra­maturgie mit kritischem Blicke den harmlosen Darbietungen folgte.

Zum Schluß will ich Ihnen noch einige hervorragende Gebäude der Nachbarschaft nennen.

Einige Häuser östlich von hier, Nr. 69, befand sich in älterer Zeit ein Krankenhaus der jüdischen Gemeinde (Gädicke, Lexikon von Berlin, 1806, S. 434).

Elf Häuser weiter westlich von hier, Nr. 29, stand bis zum Jahre 1895 an Stelle des jetzigen, der Verwaltung der jüdischen Gemeinde dienenden Gebäudes ein Haus, in dem der bekannte Schulmann Diester­weg, dem die Pädagogik so viel verdankt, wohnte. Vorher diente es medizi­nischen Zwecken. Erst 1831 wurde das eben gegründete Seminar für Stadt­schullehrer hierher verlegt, dessen Leitung zunächst Karl Bormann übertragen wurde. Aber schon im folgenden Jahre am 5. Mai 1832 zog Diesterweg als Direktor des Seminars und der Seminarschule hier ein und blieb bis zu seiner Amtsniederlegung im Jahre 1847 wohnen. Das Seminar selbst, für das die Räume von vornherein ungenügend waren, wurde i. J. 1879 nach der Friedrichstr. 226/227 verlegt.

Eine Nummer weiter steht das prächtige Gebäude der Synagoge mit seinen weithin sichtbaren Kuppeln. Sein Hauptraum im Innern ist von hervorragender architektonischer Schönheit. Der Bau wurde nach Plänen Knoblauchs, dem Berlin auch den glücklichen Umbau der Je­rusalemer Kirche verdankt, von 185966 ausgeführt.

Wenige Nummern weiter nach Westen, Nr. 38, stand bis vor meh-