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8. (6. außerordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.
8. (6. außerordentliche) Versammlung ;
des XIV. Vereinsjahres. .. '
Mittwoch, den 6. September 1905. ,
Besichtigung des Schlosses nnd Parkes Bellevue im Tiergarten.
Pünktlich um 4 Uhr begann der Rundgang durch das Schloß. Man steigt zunächst eine halbe Treppe in die Höhe und gelangt in das Vorzimmer zu den Gemächern der Kaiserin, dessen Wände mit zahlreichen Bildern geschmückt ,sind; Ansichten der Stadt Berlin aus den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Hier steht auch die Standuhr, das Ilochzeitsgeschenk des Badischen Herrscherpaares. Hinter diesem Raum folgen der Empfangssalon und der Speisesaal. Hier sind die Wände mit mehreren schönen Gemälden geschmückt. An der einen Wand hängt z. B. ein Gobelin, den König Ludwig XVIII. von Frankreich vorstellend, und an den anderen mehrere Poträts, wie das der Kurfürstin Dorothee, der zweiten Gemahlin des Großen Kurfürsten, und das des Herzogs Friedrichs V. von Schleswig-Holstein, des Vaters unserer Kaiserin. Hinter diesen Räumen befindet sich das. Arbeitszimmer der Prinzessin Viktoria Luise. i
Die durchwanderten Zimmer sind nach Südosten auf die Bellevue- Allee gerichtet, während die folgenden auf den Park hiuausgeken und wunderhübsche Blicke auf die Rasenflächen und die Baumgruppen bieten. Die ersten drei Zimmer sind für den Prinzen Joachim bestimmt und die übrigen gehören zu den Räumlichkeiten der Kaiserin; es sind dies, der Gartensaal, der Kleine Salon und das Arbeitszimmer. Im Gartensaal hängt ein Bild König Karls X. von Frankreich, wiederum ein Gobelin, und ein Gemälde, die Königin Kleopatra mit der Schlange am Busen vorstellend. Das Arbeitszimmer ist mit zahlreichen übermalten englischen Kupferstichen geschmückt.
Eine breite Treppe führt in den ersten Stock hinauf. An den Wänden hängen große Gemälde, die Scenen aus der biblischen Geschichte darstellen. Auch hier betraten wir zunächst wieder ein Vorzimmer, an dessen Wänden wiederum die bunten englischen Kupferstiche als Schmuck dienten. Hier ist ein mei’kwürdiges Musikwerk aufgestellt, das von dem früheren Ilofuhrmacher Möllinger angefertigt worden ist. Das Werk selbst ist nicht mehr im Betrieb nur die Uhr geht noch. Das erste Zimmer ist der Graue Salon, der als Musikzimmer dient; hier ist in einem Schrank eine Sammlung von Porzellansachen aufgestellt, die aus dem Besitz der Königin Luise stammt. Im folgenden Zimmer, dem Blauen Salon, hängen vier große Porträts: Karl XII.