8. (6. außerordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.
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von Schweden, Friedrich Wilhelm III., Friedrich der Große und Fürst Blücher. Den Schluß der Vorderfront bildet der Ovale Salon. Auf der Parkseite schließen sich an: der Balkonsaal, das Bibliothekzimmer und das chinesische Zimmer mit gemalten Tapeten und einer Uhr aus der Zeit Friedrich des Großen.
Nach der Besichtigung des Schlosses, welche in zwei Abteilungen vorgenommen worden war, versammelten sich die Teilnehmer vor dem Korinthischen Teehause im Park, wo Herr Kustos Buchholz das Wort ergriff und folgendes ausführte:
Hochgeehrte Versammlung!
Bevor wir die einzelnen Merkwürdigkeiten des Parks begehen, lassen Sie uns einen kurzen Rückblick auf seine Vergangenheit werfen.
Aus der Zeit vor 1710 besteht keine urkundliche oder sonstige ortsgeschichtliche Nachricht über dies Gelände; doch dürfte sich eine Urkunde von 1557, die eine größere Wiesenfläche zwischen Tiergarten und Spree betrifft, auf diesen Park mitbeziehen.
Bekanntlich hatte der Rat der Stadt Cölln im Jahre 1527 seine, von den Stadtmauern bis an die Lietzower Grenze sich hinziehende Heide an den Kurfürsten abgetreten, der das gewünscht hatte, weil ihm diese Heide als Jagdrevier bequemer lag, als die Jungfernheide jenseits der Spree.
Kurfürst Joachim II war dann bemüht, sein Jagdrevier, das damals schon „Tiergarten“ genannt wurde, durch Ankauf der einspringenden oder angrenzenden Grundstücke zu arrondieren.
So kaufte er u. a. nach der genannten Urkunde im Jahre 1557 „einen bei der Lützen gelegenen Wiesewachs, der alte Tiergarten genannt, zu des Kurfürsten Hofhaltung und Notdurft, von Andres v. d. Groben, Erbsassen zu Bornstedt, gegen die Zinse von Deetz, Schmergow und Ivriele“.
Zu diesem Wiese wachs wird auch das Areal von Bellevue gehört haben, das durch jenen Kauf mit dem Tiergarten vereinigt wurde.
Um 1710 erfolgte dann wieder die Abtrennung. König Friedrich I. hatte nämlich das Stück dieses Geländes, das zwischen der Spree und einem alten Wassergraben des Tiergartens lag, den französischen Einwanderern zur Anlage einer Maulbeerplantage überwiesen, um die Seidenzucht in seinen Landen zu befördern.
Der Betrieb dieser Maulbeerplantage scheint keinen Nutzen abgeworfen zu haben, denn schon in den 1730er Jahren befand sich das Grundstück im Besitz eines Gärtners Müller, der es im Jahre 1743 an den berühmten Baumeister des Königs, von Knobelsdorf, verkaufte.
Knobelsdorf legte darauf eine Meierei an, deren Grundriß aus dem hier vorgelegten Plan von 1765 ersichtlich ist. Einzelne Teile dieser