Heft 
(1905) 14
Seite
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8. (0. außerordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.

Gebäude stehen heute noch, u. a. das Wohnhaus des jetzigen Hof­gärtners.

Als Knobelsdorf 1753 gestorben war, wurde das Grundstück zunächst von seinen beiden Töchtern, Frau von Putlitz und Frau von Rochow, verpachtet; daun nurde es kurz nacheinander gekauft vom Weinhändler Pompavra, vom Traiteur Dortu und vom Kommerzienrat Schneider.

Schneider verwendete es zur Anlage einerrussischen Juchten- und Maroquin-Fabrik und ließ zu dem Zweck an der Spreeseite ein Fabrik­gebäude errichten.

Dies Unternehmen scheint infolge der Kriegsverhältnisse einge­gangen zu sein, denn nach dem 7jährigen Kriege- kaufte die Besitzung der Staatsminister von der Horst, der das Fabrikgebäude innen zu einer Wohnung umbauen ließ. Als Horst 1774 seinen Abschied nahm, ver­kaufte er die Besitzung an den Hofrat Bertram.

Von diesem erwarb sie dann im Jahre 1785, also grade vor 120 Jahren, der jüngste Bruder Friedrichs des Großen, der damals im Schloß Friedrichsfelde wohnende Prinz Ferdinand, der durch den jüngeren Boumann in der Zeit von 178690 das Schloß in der noch heute er­haltenen Grundgestalt unter Mitbenutzung der ehemaligen Schneiderschen Fabrik erbauen ließ.

Gleichzeitig begann auch die Anlage des Parks nach französischen Mustern, zu dessen Vergrößerung der König das Tiergartenstück bis zum großen Stern unter der Bedingung hergab, daß der neue Park der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und mit einem niedrigen Eisengitter eingefriedigt werde.

An der Einrichtung des Parks scheint die Gemahlin des Prinzen Ferdinand, Prinzessin Luise, geh. Markgräfin von Schwedt, erheblichen Anteil gehabt zu haben.

Sie ließ, da die Baulichkeiten der alten Meierei zu Stall- und Wirtschaftsgebäuden verwendet wurden, für sich eine besondere Meierei weiter im Park bauen, die noch heute den NamenMetairie de Louise trägt. Ferner ließ sie unter dem NamenMaison chainpetre einen Pavillon aus Holz und Rinde errichten, von dessen Mittelraum nach den 4 Seiten hin 4 kleinere Kabinette ausgingen. Jedes dieser Kabinette war für eins ihrer 4 Kinder, Heinrich, Louis, August und Louise, die spätere Fürstin Radziwill, bestimmt und die Kuppelspitze mit einer blauen Fahne gekrönt, wie das auf diesem Bilde von 1795 noch ersicht­lich ist. Als im Jahre 1790 der älteste Sohn, Heinrich, im Alter von 19 Jahren gestorben war, brachte sie zum Zeichen ihrer Trauer auf dessen Kabinett eine schwarze Fahne an. Von diesem Pavillon ist keine Spurt mehr übrig geblieben. Seine Stelle dürfte nach einem Plan von 1792 in der Nähe der Prinz August-Büste zu suchen sein.

Auf den Ansichtsbildern des großen Plans von 1795 figurieren