8. (0. außerordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.
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zunächst eine Anzahl kleiner überdachter Brücken über den Wassergraben, die das Parkbild beleben sollten. Ebenso das „Parasol“, ein von einem Schirm geschützter erhöhter Aussichtsturm am Großen Stern; auch ein „Hangar“ ist abgebildet, wohl ein Schuppen für die Kinder und deren Wagen und Geräte.
An der äußersten westlichen Ecke des Parks war ein merkwürdiger massiver Bau unter dem Namen „Otaheiti Kabinett“ errichtet, der ebenfalls auf diesem Plan abgebildet ist. Von diesem pagodenartigen Tempel aus hatte man einen freien Ausblick bis nach Charlottenburg und nach der Jungfernheide. Berichtet wird, daß die Schöneberger Bauern, nachdem 1843 Bellevue in den Besitz des Königs übergegangen war, dem Könige diese freie Aussicht dadurch sichern wollten, daß sie ihm ihre vorliegenden Wiesen, auf denen jetzt das Hansa Viertel steht, für einen billigen Preis anboten. Friedr. Willi. IV. soll darauf abweisend gesagt haben: „Unsinn, dort wird niemand ein Haus hinbauen“. Die Aussicht ist bald gänzlich vergangen und mit ihr auch das Otaheiti Kabinett, von dem heute nur noch der gewölbte Unterbau steht.
Auch eine Reihe von Denkmälern schmückten den Park, von denen aber die beiden ältesten ganz verschwunden sind, das eine war dem Prinzlichen Leibarzt, Willi. Baylies gewidmet, der 1787 gestorben war, das andere galt der 1781 gestorbenen Gouvernante der Prinzessin, der verwitweten Baronin von Bielefeld, geb. v. Boden. Die noch vorhandenen Denkmäler werden wir noch sehen.
Als der ältere Bruder Ferdinands, Prinz Heinrich, im Jahre 1802 gestorben war, zog Prinz Ferdinand mit seiner Gemahlin nach Rheinsberg und überließ Schloß Bellevue seinem älteren Sohn, dem Prinzen Louis Ferdinand.
Es ist bekannt, wie dieser geniale Prinz ein Mittelpunkt des geistigen, künstlerischen und auch des Freuden-Lebens Berlins war und wie die hervorragendsten Männer und Frauen Berlins bei ihm in seinem Hause Friedrichstr. 101, wie in diesem Schloß und Park verkehrten. U. a. weilten hier häufiger Friedrich Gentz, Wilhelm v. Humboldt, Johannes v. Müller, Friedrich v. Schlegel. Auch Schiller soll am 8. Mai 1804 hier bei ihm zum Diner gewesen sein.
Andrerseits fanden auch allerlei Festlichkeiten und Orgien im Schloß statt, an denen Damen aus den vornehmeren Ständen beteiligt waren. Ein besonders auf Achtung beruhendes sehr inniges Verhältnis unterhielt der Prinz mit der geistvollen Rahel Levin.
Mitten aus diesem Treiben zog 1806 der Prinz in den Krieg gegen Napoleon und starb den Heldentod bei Saalfeld im Alter von 34 Jahren.
Leider befindet sich kein Denkmal in diesem Park, das dem Andenken an diesen allbeliebten, jedoch dem sittenstrengen Könige nnsym-