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9. (7. außerordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.
unterstützten diesen Orden nach allen Richtungen. Unter der Fürsorge Ottos III. und Ottos des Langen entstand liier ein Kloster mit Kirche und umfangreichen Gebäuden. Die Mönche begannen im Jahre 1286 mit dem Bau der Kirche und vollendeten sie im Jahre 1392. Am 11. Oktober 1560 wurde hier zum ersten Male evangelischer Gottesdienst abgehalten. Der schönste Schmuck der Kirche sind die hohen Fenster mit Glasmalerei im Chorraum. An der rechten Läugswand befinden sich einige Tafeln mit Inschriften über die Gründung der Kirche. Unter der einen von ihnen ist ein Brustbild des Kurfürsten Joachim II. aus Holz angebracht, das älteste Denkmal eines brandenburgischen Fürsten. Die Kirche ist im gotischen Stil erbaut und zeichnet sich durch ihre schlanken Formen aus. Neben ihr befindet sich ein schöner Kreuzgang, der einen kleinen Hof mit hohen Bäumen einschließt. An den Wänden des Kreuzganges sind zahlreiche Altertümer aufgestellt, darunter Grabsteine und Holzschnitzereien. In der Sankristei werden fünf Abendmahlskelche aufbewahrt, von denen der älteste aus dem 14. Jahrhundert stammt; er ist aus vergoldetem Silber gefertigt und beherbergt in seinem Fuß einen Knochensjditter des Apostel Paulus.
Im Mittelpunkte der Neustadt steht das schönste Bauwerk der Stadt, die Katharinenkirche. Vor dem Altar hielt Herr Pfarrer Bölke den erläuternden Vortrag über die Geschichte und die Denkwürdigkeiten des ehrwürdigen Gotteshauses. Das gegenwärtige Gebäude ist im Jahre 1401 vollendet worden. Es steht an derselben Stelle, an welcher schon vor ihm eine Kirche gestanden hatte. Von dieser älteren sind aber nur wenige Bausteine bei der neuen verwertet worden. Sie hat mehrere Bauperioden aufzuweisen und außerdem sind mehrere Kapellen später angegliedert worden. Das Gebäude ist fünfschiffig. Das Hauptschiff wird von hohen Säulen begrenzt, daneben liegen unter den Emporen zwei schmale Nebenschiffe, und endlich sind noch in der Wand kleine Nischen eingefügt, welche die beiden äußersten Seitenschiff) darstellen. Der Altarraum ist mit den Figuren der zwölf Apostel geschmückt. Es sind das weit über lebensgroße Statuen, Kopien der Thorwalsenschen Schöpfungen, die von einem Künstler, namens Bredow, angefertigt woi'den sind. Die Ausführungen waren aus getriebenem Kupfer hergestellt und waren bestimmt für die Frauenkirche in Helsingfors, wo sie auf dem Rande des Daches aufgestellt werden sollten; als sie sich hierfür aber als zu schwer erwiesen, wurden sie in einem Schuppen untergebracht, aus welchem sie im Laufe der Zeit spurlos verschwunden sind. Die Modelle waren in Berlin angefertigt worden; als man nun keine Verwendung für sie finden konnte, wurden sie für diese Stelle bestimmt, und zwar hat König Friedrich Wilhelm IV. selbst ihre Aufstellung bezeichnet. Aus diesem Grunde hat man sie auch auf ihren Plätzen belassen, obgleich schon andere Vorschläge für ihre Unter-