D. (7. außerordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres,
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bringung aufgetaucht sind. Der Altarraum ist noch mit mehreren Grabsteinen geschmückt, von denen einer besonders merkwürdig ist, denn er stellt einen Herrn von Schulenburg dar mit seinen zwei Frauen nebst vier Söhnen und sieben Töchtern. Das Denkmal stammt aus dem •Jahre 1570. Die Kirche beherbergt außerdem aber auch eine große Menge kirchlicher Kunstwerke aus dem Mittelalter. Das bedeutendste ist der sog. Wagersche Altar. Er behandelt die Lebensgeschichte der heiligen Katharina und ist außerordentlich reich mit vergoldeter Holzschnitzerei in den zierlichsten Mustern geschmückt. In dem nördlichen Anbau, der Fronleichnamskapelle, steht ein hohes Taufbecken aus getriebenem Kupfer. An dem Rande des Beckens sind die zwölf Apostel dargestellt, nebst der heiligen Katharina und der heiligen Amalberga sowie Johannes dem Täufer, der den Heiland tauft; über dem Becken ruht auf zwei hohen Stützen eine Art von Krone, welche ihren Abschluß findet in einem Pelikan, der sich die Brust öffnet. Am Fuße endlich winden sich mehrere Ungeheuer, Lindwürmer, Löwen mit aufgesperrtem Rachen. Die Wände der Kapelle waren ehemals mit Reliefs und Gemälden geschmückt, von denen nur noch Reste erhalten sind. Auf der anderen Seite des Langschiffes befindet sich eine zweite Kapelle, in welcher der sog. Hedwigsaltar aufgestellt ist. In seiner Mitte steht die heilige Hedwig und l’echts von ihr ein Ritter in goldener Rüstung und links neben ihr der heilige Rochus. Die Figuren besitzen sehr gute Verhältnisse, die auf einen tüchtigen Künstler schliessen lassen. Hier wird auch ein Abendmahlskelch und eine Taufschüssel aufbewahrt, welche nach den im königlichen Hause gebrauchten angefertigt sind. Nachdem wir das Innere eingehend besichtigt hatten, wunderten wir aussen um die Kirche herum. Der reiche gotische Schmuck macht diese Kirche zu dem schönsten Bauwerk der Provinz. Sie erhielt ihre gegenwärtige Gestalt im Jahre 1401 durch den Baumeister Brunsbergh aus Stettin. Am reichsten ausgestattet ist der Giebel über der südlichen Kapelle. Die gotischen Ornamente gleichen in ihrer Zierlichkeit und Fülle einem Spitzenschleier. In Nischen der 148 Strebepfeiler sind Statuetten aufgestellt, von denen allerdings nur noch zwei aus der Zeit der Erbauung sich erhalten haben, während die übrigen ergänzt worden sind. Jene beiden stellen die heilige Katharina und die heilige Amalberga dar.
Hierauf wanderten wir die Steinstraße nach Norden hin zum Dom. Dabei kamen wir am Rathause vorüber und warfen einen Blick auf den mächtigen grauen Roland aus Stein mit seinen langen dünnen Beinen und der flachen Brust; er trägt auf seinem Kopfe eine Kappe aus Hauslaub, die sein gelangweiltes Gesicht merklich verschönt. Am nördlichen Eingang zur Neustadt steht ebenfalls ein hoher Backsteinturm, der Mühlentorturm, und eine Inschrift besagt, daß er im Jahre 1411 von
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