9., (7.'außerordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.
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■dem Stettiner Baumeister Martin Nicol ans Craft erbaut worden ist. Eine breite Brücke, der Mühlendamm, führt über die Havel; unterhalb der Brücke sind Mühlen und Wehrgänge angelegt und oberhalb derselben verbreitert sich der Strom zu einem breiten Seespiegel, über den hinweg man einen hübschen Blick auf die grünen Wiesen und die blauen Berge im Hintergründe hat. Hinter der Brücke beginnt der neue Stadtteil, der Dom.
Hier hatte Herr Oberlehrer Dr. Oebauer die Erläuterung übernommen. Auf einem geräumigen Hof, den man durch ein Portal betritt, steht das Gotteshaus. Wir traten durch das westliche Portal ein, das in seiner Wölbung einige figürliche Darstellungen in, Sandstein besitzt. Linker Hand erkennt man den Fuchs, der den Gänsen predigt, während man die Figuren rechter Hand nicht deuten kann. Vor dem Altarraum gab unser Führer wieder die nötigen Daten über die Geschichte des Gebäudes. Auch der Dom hat mehrere Bauperioden aufzuweisen; der älteste Teil, das nördliche Laugschiff, ist in der Zeit von 1165—1187 vom Bischof Wilular erbaut worden und zwar als Sandsteinbasilika ohne Strebepfeiler. Im Jahre 1230 wurde sie zu einer dreischiffigen Kirche erweitert und im 13. Jahrhundert gotisch umgebaut, bei welcher Gelegenheit die hohen Pfeiler des Langschiffes nach außen hin verstärkt wurden, was so roh ausgeführt wurde, daß man an den Kissen im Putz die Grenzen zwischein den alten und den neuen Stücken erkennen kann. Es waren ursprünglich zwei Türme geplant, doch ist von ihnen nur der nördliche und zw’ar erst im 16. Jahrhundert aufgeführt worden. Auch im 19. Jahrhundert sind mehrfach große Erneuerungsarbeiten ausgeführt worden, so zwischen 1833 und 1836 von Schinkel, wobei besonders der südliche Querflügel umgebaut worden ist. Im Jahre 1848 tagte hier für ein paar Tage die preußische Nationalversammlung.
Von dem Hauptschiff führen 22 Stufen hinauf zum Chor, in dessen Mitte ein Taufstein aus Sandstein steht, der am Rande mit Reliefs aus der biblischen Geschichte geschmückt ist, während an seinem Fuße Tiergestalten, Hirsche, Hunde usw. angebracht sind. Zu beiden Längsseiten sind je zwei Reihen von Chorstühlen aufgestellt mit Wappen aus alter und neuer Zeit und dahinter noch ein besonders großer Stuhl mit Schnitzereien aus romanischem Blattwerk. Die größte Sehenswürdigkeit indes ist der große Altarschrein, der im Jahre 1518 von dem Abt Valentin für das Kloster Lehnin besorgt worden war. In seiner Mitte stehen Maria mit Paulus und Petrus zu beiden Seiten und über ihnen befindet sich ein schönes vergoldetes Schnitzwerk. Auf den beiden Innenseiten der Flügel sind treffliche Gemälde angebracht, deren künstlerische Ausführung auf bedeutende Meisterschaft schließen läßt. Auch die Außenseiten der Flügel sind noch mit Heiligen bemalt. Neben diesem großen Altarschrein sind noch die Reste eines kleineren aufgestellt aus
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