Heft 
(1905) 14
Seite
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9. (7. außerordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.

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dem Jahre 1375 mit 52 kleinen Figuren von Heiligen. Im südlichen Querschiff ist ein kleines Museum eingerichtet worden; hier befindet sich ein hölzernes Sakramentshäuschen mit reicher Schnitzerei, das 4,5 in hoch ist und die Gestalt einer Pyramide besitzt, alsdann mehrere Schränke, angefüllt mit Meßgewändern, ferner das Modell der Marien­kirche und zahlreiche Altertümer sonstiger Art. In einem Flügel des Erdgeschosses liegt die sog. bunte Kapelle, die mit ihrer ursprüng­lichen Malerei wieder hergestellt worden ist; in ihr sind eine Anzahl hoher Holzstühle aufgestellt, denn hier findet die Vereidigung der neuen 1 »omherrn statt. In der Mitte des Erdgeschosses, also unter dem Chor, ist die Krypta eingerichtet worden, sie enthält mehrere Säulen mit ro­manischen Kapitellen neben jüngeren, und ihre Außenwand springt achteckig heraus. Auch im nördlichen Querschiff sind einige Altertümer aufgestellt worden, wie z. B. Grabdenkmäler. Ebenso sind in der Wand des Mittelschiffes zahlreiche Schmuckstücke eingelassen, so hängt unter der Orgel ein Grabstein mit der Marmorbüste der Gemahlin des Feld­marschalls von Barfus, geb. von Schlabreudorf.

An den Dom schließt sich ein Kreuzgang an und dahinter liegen die Gebäude der Ritterakademie.

Vor dem Eingänge zum Domhof steht die Petri-Kapelle, die nicht im Gebrauch ist; sie besitzt ein sehr schönes Gewölbe mit zahlreichen kleinen bienenwabenähnlichen Kappen.

Nachdem wir diese historisch so merkwürdige Stelle eingehend be­sichtigt hatten, wunderten wir über die nördliche Brücke von der Dom­insel herunter und bogen links in den Grillendamm ein; diese Pro­menade, welche zur Altstadt führt, wird von sehr merkwürdigen Bäumen eingefaßt, nämlich von der amerikanischen Sumpfcypresse, Taxodium distichuin, die in den letzten Jahren eine gewisse Berühmtheit erlangt hat, weil man gefunden hat, daß ihre Vorfahren das Hauptmaterial für die heimischen Braunkohlenflöze geliefert haben. Es sind offenbar schon recht alte Bäume, doch ist es nicht bekannt, wie sie hierher gekommen sind; sie gedeihen aber vorzüglich, ein Zeichen, daß der Sumpfboden ihnen zusagt.

ln der Altstadt kamen wir an der Gotthard-Kirche vorüber, das älteste der brandenburgischen Gotteshäuser, da ein Teil ihrer Mauern sfchon von Pribislaw erbaut worden ist. Wir konnten sie leider nicht besichtigen, da sie ausgebessert wurde und daher mit Gerüsten an­gefüllt war.

Hinter der Kirche bogen wir rechts ab und folgten der schönen Wallpromenade noch ein kurzes Stück bis zu dem Restaurant Ahlerts Berg, wo das Mittagessen eingenommen werden sollte. Am Tisch brachte Herr Geheimer Regierungsrat, Oberbürgermeister a. D. Hammer den Toast auf Seine Majestät aus. Der I. Vorsitzende der Branden-