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9. (7. außerordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjalires.
burgia Herr Geheimer Regierungsrat und Stadtrat Friedei erinnerte in seiner Rede an den ersten Besuch der Gesellschaft vor 13 Jahren*) und sprach den Mitgliedern des historischen Vereins der Stadt Brandenburg den Dank aus für die Bemühungen für den heutigen Tag; sein Hurrali galt der ehrwürdigen Residenz Brandenburg.
Darauf wurde gemeinschaftlich das Tafellied gesungen, das unser liebenswürdiger Führer Herr Professor Dr. Tschirch für diese Stunde gedichtet hatte und das wir hier zum Abdruck bringen.
Tafel-Lied
gewidmet der Brandenburgs vom Historischen Verein zu Brandenburg a. II.
am 10. September 1905.
Nach der Weise: Strümt
Seid willkommen, werte Söhne Der Millionenresidenz!
Brandenburg in Herbstesschöne Macht Euch ihre Reverenz.
Euch entgegen tat sie wallen,
Grüßte Euch mit Freundlichkeit.
Ihre Türme, ihre Hallen Öffnen ihre Arme weit.
Zwar das erste Jugendprangen Schmückt nicht mehr ihr gut Gesicht. Tausend Jahr sind bald vergangen, Daß sie einst erwacht’ zum Licht. Lang vorbei die schönen Stunden,
Da sie jugendlich gekost.
Ihre Züge zeigen Wunden,
Sind verwittert und bemost.
Ihres Herzens erste Triebe Galten einst Albrecht dem Bilr,
Und des mächt’gen Helden Liebe Hob sie über alle her.
Als des Fürsten Auserkor’ne Schaut’ herab mit stolzem Sinn Sie auf das nach ihr gebor’ne Kleine Schwesterchen Berlin.
Bald rächt’ sich der Hochmutskoller. Schwesterchen ward groß und schön. Als sie schaut’ der Hohenzoller,
Ging er üugs sie nah’ zu sehn.
herbei, ihr Vülkerscharen.
Mocht’ sich ungebärdig wehren, Wilder Knabe sie errang,
Und zu kaiserlichen Ehren Sich die Holde nun erschwang.
Brandenburgs indessen Mußte nun vor Neid vergeh’n.
Denn, von aller Welt vergessen, Altert’ sie, die einst so schön. Mancher wilde Kriegsgeselle Höhnt sie noch in ihrer Not,
Doch ihr Aug’ blieb allzeit helle, Hofft’ auf neues Morgenrot.
Endlich ist ihr's nun gelungen, Und man nennt sie weit und breit, Seit aufs Stahlroß sie geschwungen Sich als fesche Radelmaid.
In der Rennbahn wildem Tanze Tut sie rühmlich sich hervor,
Und sie bringt zu neuem Glanze Nun den Namen Brennabor.
Ja, nun schau nur, stolze Schwester! Sieh, wie Brandenburgia .
Im zweitausendsten Semester Schmuck sitzt auf dem Rade da. Euch, die heut’ hierher gekommen, Von der Spree zu uns gesandt,
Heißt von Herzen sie willkommen Fühlt sich treu Euch zugewandt.
*) Jahrg, I. S. 69.