Issue 
(1905) 14
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11. (3. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.

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gestellt, und mancher Schüler wird sich dankbar der Stunden erinnern, wo er sich so ganz hingab, um ihn noch einmal die Reise mitmachen und leuchtenden Auges hören zu lassen von den Wundern der Natur und der Eigenart des Menschenlebens. So hat er manchen Schüler tiefer schauen gelehrt und ihm für immer den Blick geschärft für alles Schöne und Edle, gerade in dem dafür empfänglichen Alter. Oskar Krause ist geboren in Sorau 1839 und trat, nachdem er in Halle und Berlin studiert hatte, Ostern 1864 zu Dortmund in das höhere Schulfach ein und war dort als Probandus und wissenschaftlicher Hilfslehrer bis Michaelis 1865. Nach Greifswald kam er Michaelis 1865 unter Gym­nasialdirektor Nitzsch und erteilte zuerst vorwiegend mathematischen, zuletzt fast nur naturwissenschaftlichen Unterricht, in dem er seit 1896 auch die Leitung der naturwissenschaftlichen Sammlung geführt hat. Vielfache öffentliche Tätigkeit zeichnete ihn aus. Voll Begeisterung für das neue Deutsche Reich führte er mit gesinnungsverwandten Männern die ersten Sedanfeiern in Greifswald ein und hielt selbst die erste Sedan­rede im Gymnasium 1872. Zur Stiftung von Gedenktafeln, auch der vom Fürsten Bismarck, gab er wesentliche Anregung, und später konnten wir bei der Pflanzung der Bismarckeiche auf dem Wilhelmsplatze seine begeisterten Worte hören. Von seiner reichen Vereinstätigkeit muß be­sonders hervorgehoben werden sein liebevolles und erfolgreiches Wirken für den hiesigen Handwerkerverein, an dessen Spitze er im ganzen 22 Jahre, gerade in der Blütezeit des Vereins, stand und unablässig bemüht war, seinen Mitgliedern durch Vorträge aus allen Gebieten des Wissens, für die er Vertreter zu gewinnen wußte, durch Theaterauf­führungen und sonstige lehrreiche Darbietungen Nutzen und Erholung edler Art zu schaffen. Ja, manches Mitglied hatte durch die langen Jahre hindurch in ihm einen Freund gewonnen und hörte gern seinen Rat in Sachen der Familie. Ungern sah man ihn schließlich von der Leitung scheiden und ernannte ihn zum Ehrenmitglied des Vereins. Auch im Vorschußverein war er seit Ostern 1897 bis jetzt Mitglied des Aufsichtsrats. Vielfach war Professor Krause auch literarisch auf dem Gebiete der Ortsgeschichte tätig, und mancher Aufsatz zeigt uns, wie er verwachsen war mit dem Leben der alten Greifswalder Bürger, deren Sitten bis ins Einzelne nachzugehen ihm eine Lust war. Wir erwähnen: Eine Greifswalder Hochzeitordnung vom Jahre 1569 in den Baltischen Studien, Bd. 28;Greifswald und der große Kurfürst im .lahre 1678 in der Zeitschrift für Preußische Geschichte und Landeskunde, Berlin 1883;Die ältesten Zunftrollen der Stadt Greifswald 13971541 im Jahresbericht des Gymnasiums 1898, die später noch eine Fortsetzung erfuhren. So hat sich Professor Oskar Krause auch durch seine öffent­liche und literarische Tätigkeit um unsere gute, alte Stadt wohlverdient gemacht, und wenn ihm jetzt nach 40jähriger Dienstzeit als Anerkennung

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