Issue 
(1905) 14
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11. (3. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.

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I). hält die Oderbank für eine in der postglazialen Senkung abradierte Insel oder Inselgruppe mit südlich ansitzender gleichfalls versunkener Düne. Mit Rücksicht auf die sonst an den südwestbaltischen Küsten beobachteten Verhältnisse hat er dies Untertauchen in die Litorinazeit ver­legt. Es bleibt freilich, sagt D.S.210, auflällig, daß weder diese Bohrungen auf der Oderbank, noch die bei Swinemünde aus den tieferen Sanden irgend welche Spuren einer Litorinafauna zu Tage gefördert haben. Es fehlen die größeren dickschaligen Varietäten von Cardium edule und die Scrobicularia piperata, die bei Greifswalde zu Tausenden Vorkommen. Was sich hat nachweisen lassen, sind immer das kleine Bronkwasser- Cardium, Tellino baltica und einzelne Hydrobien.

Ich meine, hierzu ließe sich eine biologische Erklärung finden. Scrobicularia lebt keinesweges in reinem Sand, sondern vielmehr über­all mehr in Mud- oder Klai-Schichten wie sie ruhige Aestuarien bieten. Daran mag es auf den betreffenden Stellen der Oderbank, falls sie mit der Litorinazeit gleichalterig sind, gefehlt haben. Aus einem analogen Grunde erkläre ich das gänzliche Fehlen oder doch nur seltene Vor­kommen der Litorina-Arten in den neuvorpommerschen und lübeck- sclien Litorina-Schichten. Litorina lebt- am liebsten auf Felsboden, mindestens will sie größere Steine haben, deshalb ist sie in den Schwe­dischen Litorina-Schichten so häufig, daß sie für dieselben mit Recht als Leitfossil gilt, während sie in den meisten südbaltischen sogen. Litorina-Schichten so selten ist, daß sie hier den Namen eines Leit­fossils wahrlich nicht verdient. Die schwedische Küste ist aber von jeher felsig (litorinen-hold) gewesen. Die eigentliche Litorinenschicht er­streckt sich von der Ryck-Mündung über Zingst (Aestuarium des ehe­maligen Prerowstromes) mit Unterbrechungen, je nachdem reiner Sand­oder Mudgrund vorliegt bis zum Priwall bei Warnemünde. Nach Unter­suchung von II. Klose (vgl. Brandenburgs, Sitzung vom 23. Sept. 1904) liegt die eigentliche Schicht mit viel Scrobicularia und Cardium und einzelnen von mir im Laufe der Jahre darin gefundenen Litoi'inen bei Greifswald zwischen 4 und 5 m unter N. N.

D. gelangt S. 213 zu dem Endergebnis: Die Oderbank ist in der Postglazialzeit ein für die Ostseeküste sehr wichtiges Element ge­wesen. Sie begrenzte mit ihren Dünen ein durch ihren Südzipfel zwei­teiliges Haff, an dessen Westrande der Ausfluß des Oderwassers in die tiefere See erfolgte. Sie sank allmählich unter den Spiegel der Ostsee, wurde eingeebnet und lieferte dabei einen großen Teil der heute an den Küsten Usedoms und Wollins liegenden Dünensande.

Ich füge noch für die archäologische Seite hinzu, daß unter den in den zerstörten diluvialen Bestandteilen (Mergeln, Sanden, Granden und Kiesen) enthaltenen Geschieben und Gerollen, vereinzelt hier und da Feuersteine an den Strand geworfen werden, die trotz nachträglicher