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11. (3. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.
Deformierung durch Abschleifung oder Abrollung die Hand des Menschen aus paläolithischer Zeit erkennen lassen.
XVIII. Dr. Max Blanckenhorn: Das relative Alter der norddeutschen Eolithenlager. (Separatabdruck aus der Zeitschr. f.Ethnol. 1905.)
Herr Blanckenhorn den wir aus früherer Publikation — vgl. Mai- Sitzung — bereits als sorgfältigen und hervorragenden Erforscher der mit dem Urmenschen konkurrierenden Eisschichten des Diluviums und Tertiärs kennen, warf in der Sitzung vorgenannter Gesellschaft vom 22. Januar d. J. die Frage auf, ob vom geologisch-stratigraphischen Standpunkt die norddeutschen sogen. Eolithen von verschiedenen glazialen Fundorten in Vergleich mit den bekannten Stufen des Paläolithikums und Eolithikums in den klassischen Ländern der steinzeitlichen Forschung Frankreich und Belgien, wirklich, wie vielfach auch von unserin berühmten Eolithenforscher, korrespond. Mitglied Rutot in Brüssel, behauptet wird, zeitlich dem eigentlichen Eolithikum entsprechen- Diese Frage ist, wie auf der Hand liegt, auch für die Erforschung der Urzeit unserer Provinz Brandenburg von größter Bedeutung. Herr Blanckenhorn macht es in hohem Maße wahrscheinlich, daß die eolithischen und paläolithischen Funde Norddeutschlands jünger als beispielsweise die belgischen sind, weil in Belgien ein wärmeres Klima herrschte und die Vergletscherung dort nicht eintrat. Herr Blanckenhorn bekämpft nicht die in unserer Brandenburgia wiederholt besprochenen Darlegungen Rutots, soweit sie sich auf Belgien beziehen, er hält dessen System sogar für stratigraphisch vortrefflich aufgebaut, bezweifelt aber, daß es auf Deutschland ohne weiteres angewendet werden könne. Die meisten neueren Eolithenfunde der Provinz Brandenburg und Posen gehören einem lnterglazial an und zwar wohl alle (mit Ausnahme vielleicht von Freinstein*) und einigen anderen geologisch noch zweifelhaften Vorkommnissen von besonders altertümlichen Habitus, dem gleichen Interglaziale wie die Lager von Taubach und Krems, entweder der ersten warmen, feuchten oder der zweiten kühlen trocknen Hälfte dieses Interglaziales, Elephas antiquus spricht mehr für die erste warme, E. primigenius mehr für die zweite kühle Epoche. Blanckenhorn schließt:
„Wir könnten aus alledem vielleicht den — vorläufig allerdings noch verfrühten — Schluß ziehen, daß der Mensch in Deutschland und Österreich während des Beginnes der Chelleo-Moustörienepoche oder des älteren Paläolithikums überhaupt noch nicht gelebt hat. Es wäre das gerade von dem Gesichtspunkte aus verständlich, daß da-
*) Blanckenhorn meint die Arbeit des Prof. Dr. Otto Jaekel, Brandenburgia XIII. 24 u. 34 sowie XII. 333 flg. Den Jaekelschen Eolithen von Freienstein, Kreis West— Prignitz zum Verwechseln ähnliche Eolithe habe ich aus der näheren und weiteren Umgebung Berlins, von mir gefunden, in der Brandenburgia wiederholt vorgelegt.