Issue 
(1905) 14
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11. (3. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.

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mals während der Haupteiszeit das Inlandeis in den Alpen, in Süd­deutschland und im Norden gerade am allerweitesten sich ausdehnte und dem Menschen kaum eine Existenzmöglichkeit ließ. In dieser Zeit waren nur die klimatisch begünstigten Teile der Erde, Südengland, Belgien, Frankreich, Italien, Spanien, Afrika usw. von Menschen bevölkert. Das Gleiche gilt wohl auch für die zwei noch älteren Eiszeiten, die altdiluviale und die oberpliocäne, welche schon der sogenannten eolithischen Periode angehören. Ob der Mensch während einer älteren Interglazial­zeit in Deutschland vorübergehend einwandert, d. h. ob ein Teil der Eolitho der Mark, z. B. die von Freienstein wirklich der ersten quartären Interglazialzeit der norddeutschen Geologen angehören, bleibt freilich immer noch eine offene Frage. Im allgemeinen aber kann man wohl sagen, die meisten der sogenannten Eolithe Deutschlands, so besonders die der Magdeburger Gegend, fallen einer jüngeren Periode zu als der eolithischen Periode Frankreichs und Belgiens, nämlich dem älteren und mittleren Paläolithikum, speziell dem Moustörien und dem Moustero- Solut-rtfen Kornes oder Montaiglien Rutots.

Die letzteren Angaben beziehen sich auf einen hochinteressanten Vortrag, den Herr Paul Favreau am 21. Januar d. J. in der Berliner Anthropologischen Gesellschaft gehalten: Neue Funde aus dem Diluvium in der Umgegend von Neuhaldensleben, insbesondere der Kiesgrube am Schloßpark von Hundisburg.

Mit demselben Gegenstand beschäftigt sich Herr Blanckenhorn in dem Ihnen vorliegenden Sonderabdruck aus dem Januar-Protokoll der deutschen geologischen Gesellschaft Bd. 57, Jahrg. 1905Zur Frage der Manufakte im Diluvium der Magdeburger und Neuhaldenslebener Gegend. (Sonderabdruck aus den Briefen der Monatsberichte Nr. 5, Jahrg. 1905 der deutschen Geol. Gesellschaft.)

XIX. Prof. Dr. Gorjanovic Kramberger: Der Diluvial­

mensch von Krapina und dessen Industrie. (Die Umschau herausg. von Dr. J. H. Bechhold, Frankfurt a. M., vom 2. d. M. S. 703.) Nirgends sind so viele Skelettreste des Diluvial-Menschen gefunden, als bei Krapina, in einer mir wohlbekannten Gegend nordwestlich von Agram in Kroatien*), die interessante Ausgrabungsstelle ist deshalb wiederholt in der Branden­burgs erwähnt worden; ich verweise auf diese Vorgänge hiermit aus­drücklich.

Im Juli d. J. hat der unermüdliche Entdecker Prof. Kramberger über 200 menschliche Gerippeteile neu aufgefunden, in großer Unordnung vermengt mit Steinwerkzeugen zumeist gerade über Feuerlagerstätten, von Tierresten, das auf etwas wärmeres Klima (vgl. No. XVIII) deutende

*) Vergl. Ilofrat Dr. Hagen-Frankfurt a. M.: Der prähistorische Mensch von Kra­pina (Umschau 1902 Nr. 50).