Heft 
(1905) 14
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11. (3. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.

Rhinoceros Merckii, das auch bei Berlin gefunden ist, bei Krapina, der stete Begleiter des Menschen, Bos primigenius, das Rind des Urmenschen, Reh, Edelhirsch und Pferd. Die Ober- und Unterkiefer des Krapina-Menschen stehen stark vor, geben also dem Gesicht etwas Affenartiges. Eine Anzahl menschlicher Röhrenknochen, die der Länge nach gespalten wurden, liefern an dieser Stelle von neuem den Beweis, dal! diese Paläolithiker Kannibalen waren.

Herr G. Kramberger schließt:Noch hätte ich einige Worte be­züglich derIndustrie des Menschen von Kr. auszusprechen, sie deckt sich nämlich sehr gut mit der des prähistorischen Menschen von Tau­bach bei Weimar, was besonders aus einigen Funden des letzten Juli sich ergibt. Taubach und Krapina gehören einem und demselben inter­glazialen Abschnitt des Diluviums an; dies geht nicht nur daraus hervor, daß die gleichen Tiere an beiden Plätzen lebten (mm der Elefant fehlt in Krapina), sondern daß die Bewohner auch die gleichen höchstprimitiven Steinwerkzeuge herstellten und benutzten.

Unser korresp. Mitglied Rutot hat sich mit Krapina, wie Sie sich entsinnen (nach meinen Auszügen in deutscher Sprache), ebenfalls be­schäftigt. Er ist der Meinung und hat diese wiederholt*) ausgedrückt, zuletzt in den Auszügen aus dem Bulletin der Anthrop. Ges. zu Brüssel (XXIII, 1904, Brüssel 1905, S. 21), daß er trotz der Anwesenheit von Rhinoceros Merckii bei Krapina nur das Eburneen, facies von Montaigle, erblicken könne, daß er also den dortigen Menschen für jünger als Herr G. Kramberger halten müsse. Rutot rät übrigens selbst: vorläufig weiter beobachten und das Endurteil Vorbehalten!

XX. Eugen Geinitz:Der Landverlust der Mecklenbur­gischen Küste undDie Einwirkung der Sylvestersturmflut 1904 auf die Mecklenburgische Küste. Mitteilungen aus der Großh. Mecklenb. Geolog. Landesanstalt XV und XVI. Rostock 1905.

Uber die Einwirkung der Verheerungen des Meeres in der Nacht vom 30. zum 31. Dezember v. J. an der Vorpommerschen Küste, deren Spuren ich in diesem Frühling auf Rügen und zwischen Wolgast und Greifswald beobachtete, habe ich unter No. XV bereits berichtet. Die Steilküste hat besonders unterm Wogenprall zu leiden, so teilt Prof. Friedrich-Lübeck mit, daß am Brothener Ufer bei Travemünde**) ein großer Stein, der 1880 an der Unterkante des Steilufers sichtbar wurde, 1901 von ihm 27 m entfernt und 15 m weiter im Meer lag; vor 50 Jahren

*) Vgl. meine Angabe in unserer Festschrift II. 23 und Rutos in Brandenburgs XIII. 307 flg. Die Taubach-Stufe mit Elepbas antiquus und Rhin. Merckii hält Kram­berger für gleichalterig mit Krapina, Rutot dagegen hält Taubach für geologisch älter (Brdb. XIII. 290 u. 291) und vermißt an den Artefakten Krapinas die für die El. an- tiquus-Stufe bei Taubach charakteristischen Arheitsspuren.

**) Von mir oftmals, zuletzt von Niendorf aus im Jahre 1904 eingehend besichtigt.