11. (3. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres. 433
lag hart am Steilufer ein großer Stein, den die Kinder zum Ablegen ihrer Kleider beim Baden benutzten, 1917 lag er 40 in von der Wasserkante im Meer, das Ufer ist also in 50 Jahren 60 m zurückgegangen. Die mecklenburgische Küste verliert jährlich über 300 000 cbm Masse, von welcher beim Ausschlämmen erhalten werden 200 000 cbm Sand und 100 000 cbin Ton und feinste Teile. Dabei ist zu erinnern, was Geinitz früher ausgeführt,*) daß die südliche Ostsee in der jüngsten geologischen Vergangenheit große Wandlungen erfahren hat. Nach der Vereisung der Diluvialzeit war unser Ostseegebiet ein mit Dänemark und Schonen verbundenes Festland, von Menschen der jüngeren Steinzeit bewohnt; alsdann senkte es sich, wodurch die Gewässer der Nordsee Zutritt erhielten (sogen. Litorina-Periode),**) bis eine erneute Hebung in den nördlichen Gebieten das Balticum auf seine gegenwärtigen Umrisse beschränkte, an denen die Brandung fortgesetzt herummodelt. So spiegelt sich im heutigen Relief des Meeresbodens in rohen Zügen die frühere Landoberfläche wieder: die rinnenartigen Vertiefungen entsprechen den Flußtälern, die Untiefen und Riffe den höheren Teilen des ehemaligen Landes, wie dies nach W. Deecke unter No. XVI und No. XVII vorher ausgeführt worden ist. Aristoteles erzählt von den Kelten, daß sie mit den Waffen in der Hand den Wogen entgegentraten und lieber als Krieger und Helden im besten Waffenschmuck in der Flut den Untergang finden als vor ihr zurückweichen wollten. Heut tritt der Wasserbaukünstler dem Meer mit Flechtzäunen, Buhnen, Steinpackungen entgegen, oft mit recht geringem Erfolge. Derselbe wird noch minder werden, falls die deutsche Ostseeküste noch weiter sinken sollte. Zur Zeit scheint glücklicher Weise ein Stillstand eingetreten zu sein.
XXI. Dr. Erwin Schulze: Fauna Hercynica Batrachia. Sonderabdruck aus der Zeitschrift für Naturwissenschaften Bd. 77, 1905 S. 199—230. Der durch zahlreiche fäunistische Arbeiten bekannte, in Ballenstedt lebende Verfasser stellt die Batrachien des Harzes und seiner Vorlande zusammen. Als alter Batrachien-Sammler gebe ich hierzu auf unsere Provinz bezügliche Vergleiche.
A. Salamandridae: I. Triton: 1. palmatus (fehlt bei uns),
2. lobatus (= taeniatus) bei uns selbst innerhalb Berlins (Wedding),
3. alpestris (viel verbreiteter, als man früher annahm), in der Provinz Brandenburg noch nicht gefunden. 4. cristatus (seltener als Nr. 2, aber doch nahe Berlin in der Jungfernhaide). II. Salamandra: 1. maculosa, in Berlin schlechtweg Harzmolch genannt, kommt aber schon in der Altmark (von u. M. Dir. Dr. 0. Reinhardt bei Klötze ge-
*) Vgl. die Arbeit über die sogen, cimbrisehe Flut,
**) Vgl. die vielfachen Angaben meinerseits in der Brandenburgia über die Litorina-Periode u. a. die heutigen Nummern XVI u. XVII.