Heft 
(1905) 14
Seite
441
Einzelbild herunterladen

11. (3. ordentliche) Versammlung des XIV, Vereinsjahres.

441

auf die schöne Insel Nonnenwerth im breiten Spiegel des Rheines, und gegenüber liegt die jähe Wand des Drachenfelsen, wo einst der Drache die Jungfrau bewachte und dafür von dem leuchtenden Helden Siegfried den Tod erleiden mußte. Hinter dem Drachenfelsen aber ragen die sechs andern Kuppen des Siebengebirges hervor.

e) Taillefßr und der legendäre Roland. Taillefer (in der Schlacht bei Hastings) ermunterte seine Landsleute mit lauter Stimme durch Gesänge auf Karl den Großen, auf Roland und andere fran­zösische Helden. Darauf stürzte er sich in die dichtesten Scharen der Engländer und verlor im tapfern Gefechte sein Leben. Dieser Gesang des Rolands wurde einige Jahrhunderte hintereinader von den Fran­zosen auf ihren Märschen gesungen; es ist aber nicht das geringste Fragment davon übrig. Flögel, Gesch. der Hofnarren. 1789. S. 337.

f) Roland zu Zerbst im Herzogtum Anhalt. Zu Zerbst be­

finden sich auch an dem Bilde des Rolands Schellen und zu Halle an dem Bilde des heiligen Mauritius, der deswegen ist Schellen-Moritz ge­nannt worden. Flögel, Gesch. der Hofnarren. 1789. S. 65.

g) Rolande zu Potzlow und Prenzlau. Was die Volksüber- lieferung von dem Roland zu Potzlow weiß, erzählte mir der achtzig­jährige Vater Siewert daselbst, der die Gräber auf dem Kirchhofe pflegt.

Der Kopf des alten (also wohl des steinernen) Roland soll nach Aussage alter Leute in der Kirchhofsmauer vermauert sein. Den ganz alten steinernen haben seinerzeit die Prenzlower weggeholt, zur Winter­zeit, und auf dem Marktplatz begraben, wo jetzt das Kriegerdenkmal steht. 1826 oder 25 ist ein neuer hölzerner errichtet, die Arme an ihm gehören dem vorhergehenden hölzernen an, der lange Zeit in der Kirche lagerte. Der Lehrer (oder Küster) wollte das alte Holz in der Kirchen­vorhalle weghaben, und so hat der Glöckner es vor 30 Jahren verbrannt.

Vater Siew T ert führte den Roland recht gelehrt auf die alten Fehm­und Rügengerichte zurück. Zum Schluß unserer leider durch strömenden Regen abgebrochenen, plattdeutsch geführten Unterhaltung sagte er: Beholln Se mi in goden Andenken, noch son twintig, dortig Johr; solang wern Se jo woll noch lew T en.

Mitgeteilt von u. M. Hermann Berdrow.

Die geschichtlichen Angaben über den Potzlower Roland habe ich Rrandenburgia XIII, 398 flg. mitgeteilt. Vadding Siefert vermengeliert olfenbar den Kopf des steinernen Rolands von Prenzlau, welcher jahre­lang als Leihgabe im Märkischen Museum war und jetzt im Ucker- ibärkischen Museum zu Prenzlau auf bewahrt wird, mit zweierlei: erstlich mit dem Potzlower Roland, der stets ein hölzerner Quintäne-Roland war und zweitens mit den unteren Teilen des Prenzlauer steinernen Rolands, welche, nachdem derselbe vom Unwetter gestürzt war, an Ort und Stelle

30