Heft 
(1905) 14
Seite
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11. (3. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres. 443

ehedem die Pest bis Badenscheuern vor, wo ihr das in der Eiche bereits verwachsene Marienbild Halt gebot. Als im Jahre 1650, wird berichtet, die alte Eiche abzusterben begann, ließ die Markgräfin Maria Magdalena über dem Stamm eine Kapelle bauen. Damals Mariatrost genannt, heißt sie jetzt allgemeinDrei Eichen-Kapelle, von drei Eichen, die daneben gepflanzt wurden (Schnetzler). Eine zweite solche, als wundertätig sehr verehrte Kapelle steht in der Umgegend von Triberg (in SchonachP). Der Baumstamm, eine Tanne, steht hinter oder im Hochaltar und ist durch den Altar fast ganz verdeckt. Ein Marienbild am Baum gab ebenfalls die Veranlassung zur Gründung, u. d. m. So wird jedenfalls auch die Klosterkirche Lehnin an der Stelle erbaut sein, wo eine Eiche hervorragende gottesdienstliche Bedeutung hatte, und zum un­wandelbaren Zeugnis dessen sieht man noch jetzt den Stumpf dieser Eiche vor dem Hochaltar. Man bewahrt außerdem in einem Nebenraum der Kirche ein Wurzelstück auf, das ebenfalls von der Eiche sein soll. Das Kloster zu Lehnin hießdas Marienkloster (Klöden, Marien- verehrnng in der Mark).

Ebenso erscheint als Sage, daß Lehnin seinen Namen habe von jenerHirschkuh im Traum des Markgrafen. Man wollte damals wenig vom wendisch-slavischen Heidentum wissen, das so schwere Kämpfe verursachte, und hätte gewiß nicht bei der Neugründung eines christ­lichen Klosters diesem einen slavischen Namen gegeben, wenn man den Namen neu zu wählen hatte. Und weshalb auch? Der deutsche Mark­graf sprach doch deutsch, wie sollte er auf einmal dazu kommen, ein slavisches Wort als Namen zu wählen. Sonst tut man sich doch viel zu gute mit denNimzi, wie die Slaven die Deutchen nannten, Leuten, diestumm seien, weil sie nicht slavisch sprechen konnten. Wäre der Vorgang wahr, so hätte der Markgraf das Kloster doch Hirschkuh oder Alttier genannt oder wie man in damaliger Waidmannssprache sich aus­zudrücken beliebt hätte. Wir haben ja solche Ansiedlungen, wie Hirsch­berg, Hirschfelde, Rehdorf, Rehfelde, Relilug u. a. in der Mark. Für Nichtkundige ist außerdem hervorzuheben, daß Lehnin, wie unzählige märkische Ortschaften, vor der slavischen Herrschaft des Mittelalters, schon im Jahrtausend vor Christus ein deutscher Ort war, von Germanen bewohnt. Tongeschirr aus ihrer Hauswirtschaft hat sich bis jetzt erhalten und ist im Märkischen Museum zu sehen. Beiläufig bemerkt, aber das ist ganz nebensächlich, heißt im heutigen Serbisch der Ober­und Niederlausitz der Hirsch jelen, fielen, das Alttier jelenica, helenica. Wäre der Ort nachHirschkuh genannt, müßte er, nämlich im Sinne der Überlieferung, Jeleniza slavisch geheißen haben, denn die Form jelenica wird wohl auch damals gewesen sein, sollte man meinen. Dann wäre Lenitz daraus geworden, bei Wegfall oder Nichtvorhandensein des je im Anlaut. Wie der Ort deutsch bei den Germanen hieß, ehe er von

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