Heft 
(1905) 14
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11. (3. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.

den Slaven genommen Vvurde, ist leider nicht bekannt. Martin May*) hat gewiß Recht, daß eine ganze Anzahl jetzt slavisch erscheinender Ortsnamen germanische Worte sind, die nun insgesamt slavisch gedeutet werden. Eine notwendige Beschränkung in dieser Hinsicht scheint allerdings geboten. Doch ist das Sache der Sprachgelehrten und ver­gleichender Forschung. Jedenfalls hatte bei Gründung des Klosters im Jahre 1180 das vormals deutsche Dorf, nunmehr von Slaven bewohnt, in die vielleicht auch hier alte germanische Bewohner aufgegangen waren, wie das geschichtlich von einem Teil der Luitizen feststeht, den Namen Lehnin, und das Marienkloster wurde das Kloster zu Lehnin, wie wir das Kloster Chorin haben u. a. Unzählige Sagen sind nachträglich ent­standen, um Orts- und Eigennamen zu erklären, ja entstehen noch heute, wo Bücher und Zeitungen die Geister unberührt lassen. Erst in diesem Sommer hörte ich bei Klein-Machnow eine solche Sage über den Namen derer von Hake. Darnach hauste ein Raubritter in Klein-Machnow. Der Kurfürst kam und wollte ihn auf heben. Der Ritter war im Turm, doch niemand wagte sich dort in die Enge, die man jetzt noch sieht. Da erbot sich einer, er wolle den Ritter festnehmen. Er griff mit einem Haken an einer Stange in den Turm und hakte den Ritter fest beim Kragen und übergab ihn dem Kurfürsten. Dafür verlieh ihm dieser Klein-Machnow und nannte ihn Hake.

Leider werden die in dem erwähnten Nebenraum der Klosterkirche Lehnins aufbewahrten zwei alten Ölbilder bei der dort herrschenden Feuchtigkeit schnell ihrer Auflösung entgegengehen. Man sollte sie au einem trockneren Orte aufbewahren.

XXVI. Zur Glockenkunde. Unser verehrtes Mitglied, Herr Ar­chitekt Max Kühnlein, wird demnächst eine illustrierte Arbeit ver­öffentlichen unter dem TitelDie Kirchenglocken von Groß-Berlin und seinen Vororten. (Verlag von Ernst Reiter, Neue Wilhelmstr. 2, Preis 1 Mk. 60 Pf.) Aus dem Aushängebogen ersehen Sie die Sorgfalt, welche auf die Arbeit verwendet wird.

Herr Kühnlein hat die Güte gehabt, von einigen mittelalterlichen Glocken (Britz bei Berlin, Tempelhof u. s. w.) heut teils Abdrücke der an den Glocken außen angebrachten Legenden und Signete teils Zeich­nungen merkwürdiger Glocken mitzubringen.

(Auf Bitten des Vorsitzenden erläutert Herr Kühnlein seine Zeich­nungen.)

In der Oktobersitzung hoffe ich das vollständige Werk vorlegen zu können, worüber Herr Archivrat Dr. Georg Schuster uns einen Bericht abstatten wird.

*) Sind die Ortsnamen in der Provinz Brandenburg slavisch oder germanisch? Druck von Gebrüder Fey, Frankfurt a. M.