Heft 
(1905) 14
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11. (3. ordentliche) Versammlung des XIV, Vereinsjahres,

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Herr Kühn lein teilte hierzu noch folgendes mit:

Er habe in dem oben bezeichneten Rahmen 189 Geläute mit 529 Glocken erkundet und von diesen selbst etwa ein Drittel an Ort und Stelle untersucht. Hierauf r gab u. M. Kühnlein folgenden Überblick: Das benachbarte Britz habe drei Glocken, von denen die größeste un­datiert ist. Sie ist geschmückt mit zwei SS 1 /* cm hohen und breiten Heiligenbildnissen. In den Spruchbändern derselben stehen die Worte AVE MARIA und in Spiegelschrift FAX VOBIS BENE NOBIS, und eine über dem Schlagringe rings um die Glocke laufende 1,90 m lange, 0,085 m hohe romanische Majuskelinschrift lautet unter Anführung eines Johanniterkreuzes t|L 0 REX o GLORIE o CRISTE o VENI o NBC (nobiscum) PACE (das e in pace fehlt). Ferner ist die Glocke ge­schmückt mit den beiden, je 28 cm hohen, 31 cm breiten Initialen A und M (ave maria). Bildnisse und Inschriften sind in byzantinischer Weise zur Darstellung gebracht, und somit lasse sich die Glocke, auch in Anbetracht ihrer eigentümlichen Form auf ein hohes Alter, etwa auf das 13. Jahrhundert ansprechen. Die Reinickendorfer Hauptglocke, 1491 datiert, hat die bekannte Inschrift: 0 rex o glorie o xpe o veni cum pace anno dm mcccclxxxxi. Auffallend ist die Schönheit des herr­lichen überaus sorgfältig gearbeiteten Bogenornamentfrieses. Schrift und mitlaufender Fries haben die Höhe von 12 cm. Zur Tempel­hofer Glockeninschrift gibt u. M. folgende Erklärung: Text und Schrift­form seien wohl einzig in ihrer Art, einige Buchstaben treten gleichsam aus dem Gefüge des Ganzen. Die Schrift beginnt mit Voranstellung eines schön gearbeiteten Johanniterkreuzes, zwischen einigen Worten befinden sich runde Reliefs. 'Die Inschrift lautet: ^ 0 Maria o hilf mich o dat ich (ick?) mute dinen o dich o Das Schlußzeichen stellt einen fünfarmigen Stern innerhalb einer Kreislinie dar, letztere ist von einem kammradartigen Kranz umgeben. U. M. Kühnlein berichtete ferner, daß er bei seinen Forschungen nicht weniger als 45 undatierte Glocken vorgefunden und auph recht alt datierte Glocken erkundet habe. Das älteste Datum 1322 trägt die Dorf Buckower Glocke. Es folgen Boetzow mit 1415, Berlin Nikolaikirche mit 1426, Dorf Blumberg Regbz. Potsdam mit 1467, Pankow mit 1470, Berlin Dom mit 1471, Weißensee mit 1474, Mariendorf mit 1480, Dalldorf mit 1484, Mahlsdoi'f mit 1488 und Reinickendorf mit 1491.

Zum Schlüsse seiner Ausführungen gab Vortragender noch bekannt, daß der neue Berliner Dom durchaus keine neuen, sondern recht alte Glocken habe, wie das aus obiger Reihenfolge schon hervorgehe. Diese Glocken mit den Jahreszahlen 1471, 1534, 1685 hingen dereinst im Turm des Dominikanerdoms auf dem Schloßplatze zu Berlin. 1747 wurden dieselben in den neu erbauten Dom am Lustgarten überführt, und 1905 erhielten sie nach erfolgter neuer, vom Bochumer Verein vorgenom-