Heft 
(1905) 14
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11. (3. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.

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reformation in den Zeiten von 1654 bis 1740 d. h. bis zum Einmarsch der Preußen unter dem jugendlichen Friedrich II. aufmerksam.

XXXI. Gallands Kunst halle ist wie wir mit Bedauern sagen, zum 15. d. M. eingegangen. Zehn Jahre Berliner Kunstleben spiegelt sich darin ab. Trotz aller Bemühungen unsers kunstgelehrten Vorsitzenden des Ausschusses Professor Dr. Georg Galland ist es nicht gelungen, das durch viele gediegene Artikel ausgezeichnete Blatt über Wasser zu halten.

XXXII. Berliner Kalender 1906. Herausgegeben vom Verein für die Geschichte Berlins. Dies vortrefflich geleitete Unternehmen führt sich mit vollem Recht immer mehr bei uns ein. Der ansprechend illustrierte Kalender enthält u. a. einen Aufsatz über das alte Akademie- Gebäude von Wolfgang von Oettingen, dann einen solchen von Prof. Dr. Paul Seidel, Direktor des IIohenzollern-Museums über den kürz­lich vom Kaiser erworbenen silbernen, durch Andreas v. Schlüter modellierten Jagdhumpen.

Am 18. September 1696 erlegte Kurfürst Friedrich III in der Jakobs- dorfer Heide im Amte Biegen den berühmten Sechsundsechzigender Hirsch mit der Büchse. Diese seltene Jagdbeute gab das Vorbild zu künstlerischen Darstellungen der verschiedensten Art. An der Stelle des glücklichen Schusses ließ der königliche Jäger ein noch heute er­haltenes Denkmal errichten; an der Büchse selbst wurde das in Silber gravierte Bild des Hirsches angebracht (jetzt irn Hohenzollern-Museum), und das Geweih war das höchste Ehrengeschenk, das König Friedrich Wilhelm J. 1728 König August dem Starken bei seinem Besuch in Berlin darbringen konnte. Die einzigartige Jagdtrophäe befindet sich im Jagd­schlösse Moritzburg (Abgüsse in Königswusterhausen und im Hohen­zollern-Museum). Das kostbarste Denkmal jenes Jagdglückes aber ist erst vor einigen Jahren wieder aufgetaucht und in den Besitz des Kaisers gelangt. Es ist eine in Silber gegossene und vergoldete Darstellung des Hirsches, die in feinster Detaillierung seine Erscheinung mit den Einzel­heiten des Geweihs künstlerisch wiedergibt. Der Umstand, daß der Kopf sich abnehmen läßt, charakerisiert die Darstellung als Trinkgefäß, und zwar war es der von Friedrich I gestifteteWillkommen der Jägerei, wie er bei festlichen Gelegenheiten zur Verwendung kam. Das Halsband zeigt in eigenartig geschliffenen Diamanten den Namen des Schützen und Stifters. Auf der Deckplatte des Bodens aber ist in ge­schwungener Schrift die Erlegungsgeschichte des Hirsches angegeben. Er hatte danach ein Gewicht von 535 Pfund. Als Verfertiger wird der Hofgoldschmied und Oberälteste des Berliner Goldschmiedeamtes Daniel Männlich der Aeltere bezeichnet. Prof. Seidel hat nun den interessanten Nachweis geführt, daß kein Geringerer als Andreas Schlüter das kost-