Heft 
(1905) 14
Seite
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12. (9. außerordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres. 451

Licht verlangt. Lage der Erker und Balkons nach Bedürfnis der Be­quemlichkeit, Ausgestaltung des Daches als pracktisch verwertbarer Endigung des Hausganzen, endlich künstlerische Verwertung des heimat­lichen Baumaterials, der Ziegel, des Putzes, die durch Zusammenstellung beider, durch verschiedene Bearbeitung des letzteren glatt oder als Kiesputz, durch flache oder freihändig gearbeitete Ornamente immer neue Wirkungen ergeben.

Wer aufmerksam unsere neuesten Straßen durchwandert, wird ein­zelne Bauten finden, deren einfach glatte Wände nur durch Anordnung der Bauteile, durch gutes Abwägen, der Farbenflächen wirken. Auch im Wohnhausbau scheint mir eine neue Stilentwickelung von der Verwendung der Pfeiler auszugehen, wie einzelne glückliche Neubauten in verschiedenen Teilen Großberlius zeigen. Eine Erhebung dieser ein­zelnen Momente zu einem Stilprinzip, das bei größter Wandlungsfähig­keit des einzelnen endlich wieder die so schmerzlich vermißte Einheit­lichkeit des Straßenbildes bringen kann, wäre ein Zielaufs innigste zu wünschen.

Für das Einzelhaus und die Villen, wie sie in breitem Kranze die waldige Umgebung Berlins zieren, ist die Anlehnung an das deutsche Bauernhaus nnd die früheren vaterländischen Bauarten als besonders günstig zu bezeichnen. Hier hat das Vorbild der englischen Cottage, die auch minder Begüterten ein Eigenheim fern vom Getöse der Welt­stadt ermöglicht, segensreich gewirkt.

Nach dem Vorhergesagten erscheint mir das Wachsen und Werden des neuen Stils für die künftige Entwickelung unserer Vaterstadt voll schönster Versprechungen zu sein.

Der Vortrag, der von zahlreichen Lichtbildern begleitet wurde, erntete den lebhaftesten Beifall der Versammlung.

Nach dem Schluß der Sitzung zwangloses Beisammensein im Restaurant Alt-Bayern.

12. (9. außerordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres

Sonntag, den 8. Oktober 1905.

Wanderfahrt nach Potsdam.

Die zahlreichen Teilnehmer wurden von unseren Potsdamer Freunden auf dem Bahnhof 1 Uhr 48 Min. unter Führung u. M. Dr. Friedrich Netto empfangen und an dem Herterschen Denkmal Kaiser Wilhelms des Großen vorbei nach dem Bronzestandbild Friedrich Wilhelms I. (von