Heft 
(1905) 14
Seite
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12. (9. außerordentliche) Versammlung des XTV. Vereinsjahres.

Hilgers) geleitet, woselbst Dr. Netto die nötigen Erläuterungen hierüber sowie über den Lustgarten und den Exerzierplatz gab. Am Regierungs­gebäude und den Kasernen des I. Garde-Regiments zu Fuß vorbei ging es zu der neurenovierten Garnisonkirche. Nachdem die prachtvolle Orgel mit ihrem ergreifenden Hall die Gemüter in feierliche Stimmung ver­setzt, fand ein eingehender Vortrag über die 1731 und 32 nach Plänen Gerlachs erbaute Garnisonkirche und ein Besuch der Königsgruft mit den Särgen Friedrich Wilhelms I. und Friedrichs des Großen statt. Am 4. November wird der Frenndschaftsbund hundertjährig, den hier Frie­drich Wilhelm III., die Königin Luise und Kaiser Alexander I. von Rußland 1805 schlossen, ein Ereignis, welches nicht verhinderte, daß der Czar kaum ein Jahr später der Zertrümmerung Preußens mit ver­schränkten Armen zusah. Durch besondere Pracht hebt sich über der schlichten Gruft der reiche Barockbau der Kanzel aus karrarischem Marmor ab, auch die zahlreichen Trophäen aus den siegreichen Kriegen erhöhen den weihevollen Eindruck.

Von der Lehrerschaft des Großen Militär-Waisenhauses wurde uns demnächst das Innere desselben, der große Speisesaal und die Kirche gezeigt, überall unter den nötigen Erläuterungen.

Am Kietz vorbei ging es nach dem in Form einer Moschee ge­bauten Fontänenwerk, woselbst Herr Oberingenieur Artelt einen fesselnden und lichtvollen Vortrag über die alte fridericianische und die jetzige Wasserkunst hielt.

In Sans-Souci besichtigten wir die neurestaurierte Muschelgrotte, die wenig bekannten Kunstschätze der Bildergalerie und die Umgebung des Schlosses mit den Hundegräbern.

Inzwischen war das Wetter so bedrohlich geworden und der Weg zum Rninenberg so aufgeweicht es scheint der schlechteste Oktober werden zu wollen, dessen sichdie ältesten Leute erinnern daß diese Partie und die Besichtigung Bornstedts fortfiel. Dafür nahmen wir die neuen Anlagen westlich der nördlich vom Orangeriehaus nach Norden führenhen Viktoria-Straße auf dem Clausberg bis zum Drachen­haus und dem Belvedere in Augenschein. Zuvor war die Terrasse vor dem Orangeriehaus mit den astronomischen Beutestücken von Peking ans dem chinesischen Feldzug besichtigt worden.

Die Clausberg-Anlagen sind sehr geschickt hergestellt unter An­lehnung an das wellige Gelände. Eine Unzahl von großen Findlings­blöcken (nordischen Eiszeitgeschieben) ist hier malerisch verteilt worden.

Am Paradies- und Nordischen Garten vorbei führte der Weg zurück zum Luisenplatz; im Cafe Sans-Souci ergriff Herr Dr. Netto nochmals das Wort zu einem Vortrag. Nach dem Abendessen, auf welches für die jüngeren Teilnehmer noch ein Tänzchen folgte, wurde,