Heft 
(1905) 14
Seite
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12. (9. außerordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.

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nachdem der Vorsitzende Geheimrat Friedei und vom Ausschuß Dr. Gustav Albrecht den Potsdamer Herren, welche sich um die Führung und Erklärung verdient gemacht, in verbindlichster Weise gedankt hatte, der Heimweg angetreten.

Der heutigen Wanderfahrt durch Potsdam und seine herrliche, uns seit Kindheit wohl bekannte und doch immer wie etwas Neues gern gesehene Umgebung hatte ein Potsdamer Mitglied der Brandenburgia, Frau Dr. Hanna Schneider, die nachfolgenden Verse gewidmet.

Potsdam.

1. 7.

Komm ich vom Meeresstrande,

Kehr ich von Bergeshöh

Mir dehnt das Herz sich weiter, Wenn ich dich, Heimat, seh.

Die malen sich in dem Glanze

Der Seen spiegelglatt;

Die schließen dich ein im Kranze Du leuchtende Inselstadt.

2.

Seh ich die grünenden Hügel,

Den glitzernden llavelstrom;

Seh ich drei Kirchen steigen

Zum blauen Himmelsdom.

8.

Doch ists des Singens und Sagens Gewiß noch nicht genug;

In Potsdam schrieb Geschichte Schon manchen Federzug.

3.

Es ragen die alten Türme

Wie mahnend zu stillem Gebet,

Und schirmend ruht eine Kuppel

In göttlicher Majestät.

9.

Im Saal des alten Schlosses

Der große Kurfürst stand:

Kommt her zu mir, Ihr Flüchtgen Ins Brandenburger Land.

4.

Paläste ihr zu Füßen,

Iteichlinig, formenschön;

Man ließ Italiens Bauten

Unter nordischem Himmel erstehn.

10.

Vorm Fenster unter der Linde

Da drängt sich Weib und Mann; Selbst hört der große Friedrich

Des Volkes Bitten an.

5.

Und schau ich von den Brücken,

Da breitet lichterfüllt

Zu wonnigem Entzücken

Sich duftig ein Landschaftshild.

11.

Zum Babelsberg hinüber

Trägt uns der Blicke Flug,

Dort weilt der erste Zoller,

Der Deutschlands Krone trug;

6.

Kunstsinnig haben Fürsten

Soweit das Auge blickt,

Mit Schlössern und mit Kirchlein

Pie Hügel alle geschmückt.

12.

Der Enkel im Schlosse drüben; Machtvoll, ein Friedenshort

Es gilt weit auf dem Weltall

Sein deutsches Kaiserwort.