12. (9. außerordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.
453
nachdem der Vorsitzende Geheimrat Friedei und vom Ausschuß Dr. Gustav Albrecht den Potsdamer Herren, welche sich um die Führung und Erklärung verdient gemacht, in verbindlichster Weise gedankt hatte, der Heimweg angetreten.
Der heutigen Wanderfahrt durch Potsdam und seine herrliche, uns seit Kindheit wohl bekannte und doch immer wie etwas Neues gern gesehene Umgebung hatte ein Potsdamer Mitglied der Brandenburgia, Frau Dr. Hanna Schneider, die nachfolgenden Verse gewidmet.
Potsdam.
1. 7.
Komm ich vom Meeresstrande,
Kehr’ ich von Bergeshöh’ —
Mir dehnt das Herz sich weiter, Wenn ich dich, Heimat, seh’.
Die malen sich in dem Glanze
Der Seen spiegelglatt;
Die schließen dich ein im Kranze Du leuchtende Inselstadt.
2.
Seh ich die grünenden Hügel,
Den glitzernden llavelstrom;
Seh ich drei Kirchen steigen
Zum blauen Himmelsdom.
8.
Doch ist’s des Singens und Sagens Gewiß noch nicht genug;
In Potsdam schrieb Geschichte Schon manchen Federzug.
3.
Es ragen die alten Türme
Wie mahnend zu stillem Gebet,
Und schirmend ruht eine Kuppel
In göttlicher Majestät.
9.
Im Saal des alten Schlosses
Der große Kurfürst stand:
„Kommt her zu mir, Ihr Flüchtgen In’s Brandenburger Land.“
4.
Paläste ihr zu Füßen,
Iteichlinig, formenschön;
Man ließ Italiens Bauten
Unter nordischem Himmel erstehn.
10.
Vor’m Fenster unter der Linde
Da drängt sich Weib und Mann; Selbst hört der große Friedrich
Des Volkes Bitten an.
5.
Und schau ich von den Brücken,
Da breitet lichterfüllt
Zu wonnigem Entzücken
Sich duftig ein Landschaftshild.
11.
Zum Babelsberg hinüber
Trägt uns der Blicke Flug,
Dort weilt der erste Zoller,
Der Deutschland’s Krone trug;
6.
Kunstsinnig haben Fürsten
Soweit das Auge blickt,
Mit Schlössern und mit Kirchlein
Pie Hügel alle geschmückt.
12.
Der Enkel im Schlosse drüben; Machtvoll, ein Friedenshort —
Es gilt weit auf dem Weltall
Sein deutsches Kaiserwort.