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Kleine Mitteilungen.
13.
14.
Gern rasten hier deine Herrscher Dir Potsdam huldgesinnt;
Es lieben dich deine Bürger Du schönes Fürstenkind,
O, mögst du bliihn und erstarken! Sei nimmer Rühmens satt —
Du Perle in den Marken;
Du teure Havelstadt.
Kleine Mitteilungen
Sitten und Gebräuche der Brandenburgischen Wenden. Zu Ehren des in Cottbus versammelten Brandenburgischen Städtetages wurde am Abend des ersten Verhandlungstages eine Vorführung wendischer Volksgebräuche veranstaltet. An dem Umzuge beteiligten sich über 250 Paare aus 24 Spreewalddörfern. Wer je in einem Wendendorfe eine Hochzeit gesehen hat, dem werden die Hochzeitsreiter mit ihren großen, bunten Tüchern im Knopfloch gewiß in Erinnerung sein. Die alte Sitte ist schon im Absterben begriffen, es war daher ein glücklicher Gedanke, den Teilnehmern am Städtetage einen wendischen Hochzeitstag vorzuführen. Die Wendinnen im Zuge hatten natürlich ihren besten Staat angelegt und boten durch ihre farbenprächtigen Kostüme eine wahre Augenweide. Unter den Klängen der Musik bewegte sich der Zug durch die dichte Menschenmenge nach dem Festlokale. Hier wurden Bilder aus dem Volksleben der Wenden vorgeführt. Daß diese bei aller Anhänglichkeit an ihre alten Volksgebräuche doch treu zu ihrem Herrscherhause stehen, bezeugte eine Wendin in dem deutsch gesprochenen Prolog, der in ein Kaiserhoch ausklang, worauf sämtliche Anwesende „Heil dir im Siegerkranz“ sangen. Alsdann wurde in verschiedenen Bildern das Leben der Wenden in alter und neuer Zeit vorgeführt: „Die alten Wenden im
Kampf“, „Bauernarbeiten mit wendischen Gesängen“, „Wendische Spinnstube“ und „Wendische Hochzeit“. Wir sahen den Gefangenen irgend eines wendischen Stammes, der dem Feuertode auf dem Scheiterhaufen geweiht ist. Um ihn herum sprangen die Sieger, wendische Kampflieder singend, deren Text natürlich unverständlich blieb. Mit besonderer Begeisterung wurde das „Hui! hui! am Schlüsse der Lieder von den Wenden gesungen. Nach dem kriegerischen Bild zeigten sich die friedlichen Bauern bei der Arbeit. Unter fröhlichen, wendischen Gesängen sah man die Bewohner des Dorfes Sielow beim Gras- und Kornmähen, Senseklopfen, Flachsbrechen, Bleichen und Fischen. Am besten gefiel den Zuschauern unzweifelhaft die wendiche Spinnstube. Aus Neuendorf, einem Dorfe zwischen Cottbus und Peitz waren die schönsten Dorfmädchen für die Vorführung ausgewählt. Bald erschienen die jungen Burschen in der Spinnstube, Musikanten tauchten auf, und nun ging der Tanz los. Auf die Tanzfreuden folgte die wendische Hochzeit. Der Hochzeitsbitter handelt mit den Brautjungfern um das Lösegeld für die Braut. Schließlich erhält jede zwei blanke Goldstücke und der Bräutigam seine Frau. Eine Rede wird dem jungen Paare gehalten, dann folgt die Hochzeitsfeier. Nach einer kurzen Pause, während die Zuschauer und Darsteller sich stärkten, t