13. (4. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahrea.
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Freiherr von Riclithofen ist am 7. d. M. nachts im 73. Lebensjahre verstorben. Mit seinem Hinscheiden betrauert die Akademie der Wissenschaften ein stets förderndes Mitglied, das Institut für Meereskunde seinen langjährigen Direktor und die Berliner Universität einen der beliebtesten Lehrer.
Geboren am 5. Mai 1833 zu Karlsruh in Schlesien, wandte er sich zunächst der Geologie zu. An die geologische Aufnahme des südöstlichen Tirol schlossen sich seine Weltreisen nach China, Japan, Siam, Manila, Java, nach den Philippinen, Hinterindien sowie nach Kalifornien. In China fand Riclithofen vor allem die Steinkohle. Unter seinen literarischen Leistungen steht das große Werk über China obenan. Daran reihten sich wichtige geologische Untersuchungen insbesondere über die Lößablagerungen äolischen Ursprungs, auf dem der große Getreide-Reichtum der betreffenden Landschaften Chinas beruht. 1872 kehrte der Forscher von seinen großen Reisen zurück. Drei Jahre später erhielt er in Bonn eine geologische Professur, die er 1879 antrat. Dann folgte er 1883 einem Ruf als Ordinarius der Geographie nach Leipzig, und seit 17 Jahren war er an der Berliner Universität als Vertreter der physischen Geographie auf das verdienstvollste tätig. Als erfolgreicher Lehrer, ans dessen Schule fast alle jüngeren Forscher, so auch Prof, von Drygalski, der Leiter der deutschen Südpolar-Expedition, hervorgegangen sind, als Organisator wissenschaftlicher Unternehmungen und Anstalten hat Freiherr von Riclithofen Großes geleistet; auch als Präsident der Gesellschaft für Erdkunde erwarb er sich allgemeine Anerkennung. Die jüngste Geschichte der Erdkunde wird mit dem Namen des Dahingeschiedenen auf das innigste verknüpft bleiben. Das, was er in der Erforschung des ungeheuren Reiches der Mitte geleistet, hat ihm einen Ehrenplatz unter den Forschern und Reisenden aller Nationen gesichert. Seine zahlreichen literarischen Arbeiten und Untersuchungen auf geographischem und geologischem Gebiet waren von reformatorischer Bedeutung. Es gibt wenige unter den jüngeren Geographen in Deutschland, die sich nicht mit Stolz als Schüler Richthofens bezeichnen können. Viele jüngere Gelehrte kamen nach Berlin, um wenigstens einige Zeit die wissenschaftliche Erziehung des Altmeisters der Geographie auf sich wirken zu lassen. Der Name Ferdinand von Riclithofen wird in der Welt unvergessen fortleben, auch in unserer Brandenburgs, deren Tätigkeit als heimat- und landeskundliche Gesellschaft ja recht eigentlich in das Gebiet der Erdkunde fällt.
Seit Jahren mit dem Verewigten befreundet, habe ich mehrfach mit ihm über unsere Ziele gesprochen und stets rückhaltlose Anerkennung derselben gefunden, obschon sie sich nur auf einen winzigen Teil des Erdballs erstrecken. Namentlich freundlich waren Riehthofen’s Äußerungen
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