13. (4. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.
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Windzuge. Dabei ging ein kaum wahrnehmbares Rauschen von der Lichterscheinung aus, ein tiefer Ton, der wie ein leise gehauchtes
lioooo-o klang. Professor Miethe hielt die Eisenblechzwinge
seines Spazierstockes in die Flamme, ohne daß die Spitze merklich warm wurde oder etwa einen Geruch zeigte. Die Form der Flamme änderte sich nicht, als er mit dem Stock in ihre Mitte oder in die Nähe ihrer Basis fuhr; zog er ihn schnell direkt hindurch, so zeigte die Flamme ein steifes Flackern, etwa wie eine Azetylenflamme unter gleichen Umständen. Trockene Grashalme, die an der Stockzwinge befestigt
waren, blieben in der Flamme unversengt und nahmen keinen besonderen Geruch an. Ringsherum zeigte sich keine Spur von Leuchten. Nach acht Minuten nahm die Leuchtkraft der Flamme ab, das Hauchen verstummte, sie schien kleiner und flacher zu werden, verschwand einige Sekunden ganz und tauchte zwei- bis dreimal wieder schwach auf, um dann mit einem Rucke endgültig zu verschwinden. An den nächsten Abenden kehrte die Erscheinung nicht wieder. Professor Miethe vermag eine Erklärung für das seltsame Phänomeu nicht zu geben; eine elektrische Entladung nach Art des sogenannten Elmsfeuers ist es, wie er meint, ebensowenig gewesen wie eine Flamme entzündeten Sumpfgases. Dagegen sprach das Fehlen jeder merklichen Wärmeentwicklung. Daß dergleichen Vorgänge auch spiritistisch zu suggerieren und den mit dem Irrlicht verbundenen vielfachen Aberglauben zu stärken geeignet sind, liegt auf der Hand. Im Übrigen vergleiche die früheren Mitteilungen u. M.’s Steinhardt und von mir Brand. XII. 404 — 408.
X. Neues von der Wünschelrute.*)— Audiatur et altera pars. Aut S. 228 flg. berichtete ich über den Streit, der sich bezüglich der Versuche mit der Wünschelrute seitens des Herrn Landrat a. D. von Bülow in Greifswald entsponnen und später verwies ich auf neue Versuche, welche auf Veranlassung des Geheimen Admiralitätsrats und Marinehafen-Baudirektors G. Franzius auf dem Gelände der Kais. Werft in Kiel im Gange seien. Herr Ingenieur Hans Dominik berichtet unter dem Titel „Altes und Neues von der Wünschelrute“ hierüber viel Interessantes im Berliner Lokal Anzeiger vom 26. d. M. Im Interesse der Unparteilichkeit glauben wir der Brandenburgs die markantesten Stellen nicht vorenthalten zu sollen, die sich wiederum auf einen halbamtlichen Bericht im Zentralblatt der Bauzeitung stützen.
Auf der kaiserlichen Werft mußten in diesem Sommer neue Brunnen gebohrt werden, da die vorhandenen nicht mehr ausreichten. Nun besteht der Boden dort aus einer wasserhaltigen Kiesschicht, die auf einer undurchlässigen Tonschicht lagert und selbst wieder mit nicht wasserhaltigem Alluvialboden bedeckt ist. Die Praxis hat ferner gezeigt, daß diese wasserstörende
*) Vgl. Brandenburgia XII., 18-24, 154 — 156, XIV. 228—230.