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13. (4. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.
Schicht auf dem Gebiete der Werft in sehr verschiedener Tiefe liegt. Sie kommt stellenweise sehr dicht an die Oberfläche, um in nächster Nähe wieder sehr tief hinunter zu gehen. Ein geschickter Quellenfinder muß daher in der Lage sein, Stellen für die neuen Bohrlöcher anzugeben, aus denen man bei möglichst geringer Bohrtiefe möglichst große Wassermen gen bekommen mußte.
Nun machte zwar Herr von BUlow-Bothkamp bereits seit Jahren in Kiel und Umgebung als Quellensucher mit der Wünschelrute viel von sich reden. Begreiflicherweise aber hegte Herr Franzius. als erfahrener Wasserbauingenieur Bedenken, die Hilfe des genannten Herrn in Anspruch zu nehmen, da er mit Recht befürchtete, sich durch die Unterstützung eines solchen unwissenschaftlichen Verfahrens, das von vielen Leuten als Aberglaube behandelt wird, lächerlich zu machen. Erst nach langem Zögern entschloß er sich, im Juni d. J. dazu, und der Bericht, den er nun selbst über seine Erfahrungen gibt, grenzt geradezu an das Märchenhafte und sollte jedenfalls Veranlassung zum gründlichen Studium dieser Angelegenheit geben. Im weiteren wollen wir nun der Schilderung des Herrn Geheimrat Franzius folgen. Herr von Btilow brachte als Instrument einen etwa 3 mm starken Eisendraht mit. Die Versuche wurden zunächst einige Zeit aufgeschoben, bis ein Gewitter, das am Himmel stand und nach den Aussagen des Herrn v. Biilow störend wirkte, sich verzogen hatte. Darauf ging der Quellensucher mit der Rute durch den Garten des Geheimrats, und hier schlug diese an einer Stelle, wo bereits die dritte Kletterrose vergeblich angcpflanzt und wieder im Absterben begriffen war, energisch nach oben, ein Zeichen, daß hier offenbar unterirdisches fließendes Wasser vorhanden war. Die Bewegung der wagrecht getragenen Rute war dabei so stark, daß ihr freies Ende klatschend gegen die Brust des Herrn von Bülow schlug. Beim weiteren Wege nach der Werft entdeckte Herr von Bülow einen Wasserlauf, dessen Lage dem Geheimen Rat Franzius bereits bekannt war, und gab seine Richtung genau an. Auf der Werft führte der die Bohrung leitende Baumeister Herrn von Bülow an ein Brunnenrohr, das bis vor wenigen Tagen springendes Wasser geliefert hatte, dann aber mit einem Holzpfropfen verschlossen worden war. Herr von Bülow umschritt das Brunnenrohi mehrere Male mit der Rute und erklärte dann, daß an dieser Stelle kein fließendes Wasser sei. Als man nun den Ilolzpfropfen aus dem Rohr zog, zeigte sich in der Tat, daß der Brunnen wohl infolge benachbarter Bohrungen versiegt war.
Nachdem Herr von Bülow durch diese Proben recht beachtenswerte Zeugnisse seiner Kunst gegeben hatte und weiterhin noch die Lage eines anderen Wasserlaufes festgestellt hatte, wurde er gebeten, für einen neuen Brunnen eine geeignete Stelle anzugeben. Er sah sich zunächst nach äußeren Merkmalen für unterirdisches fließendes Wasser um und glaubte ein solches in einem kränkelnden Baum zu finden. Als er diesen umschritt, schlug die Rute wiederum sehr stark aus, ein Zeichen, daß dort eine mächtige Quelle entlang ging. Da nun der Platz an diesem Baume für einen neuen Brunnen wenig günstig war, wurde er gebeten, den unterirdischen Wasserlauf doch zu einer bequemeren Stelle zu verfolgen. Er tat dies über eine Strecke