Heft 
(1905) 14
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13. (4. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.

sind die Striche auf der schon aufgetragenen Farbe gezeichnet oder durch Abschaben gewonnen. Manchmal hat der Künstler sich die Vorsprünge des Steins za nutze gemacht, um bestimmte Teile des Tieres schärfer hervorzuheben. Diese Einzelheiten lassen sich besonders gut in der benachbartenFont-de-Gaume-Grotte, die nicht weniger reich an solchen Bildern ist, feststellen. Von den in dieser gefundenen 77 Tier­darstellungen sind: Auerochsen 49, unbestimmte Tiere 11, Rentiere 4, Hirsche 1, pferdeähnliche 2, Antilopen 3, Mammuts 2; dazu kommen noch einige geometrische und andere Ornamente. Daß diese Zeichnungen nicht etwa von Menschen unseres Zeitalters gemacht sind, ergibt sich daraus, daß sie sich unter einer Stalagmiten-Schicht befinden, die das Werk von Jahrhunderten ist. Die dargestellten Tiere sind ferner deshalb aus früheren Jahrhunderten, weil Mammut und Rentier in Gallien nur im vorgeschichtlichen Zeitalter vorkamen. Zum erstenmal findet man auf Felsen Zeichnungen, die unbestreitbar Mammute darstellen; sie sind charakterisiert durch die sehr hohe Stirn mit Vertiefung in der Mitte und sehr gekrümmte Stoßzähne, weiter sind sie gänzlich mit Haaren bedeckt, und auch die Füße sind bezeichnend. Der Rüssel ist bald gerade, bald nach rückwärts gekrümmt. Die Menschen, die diese Tiere gezeichnet haben (einige sind bis 2,50 Meter lang), waren Künster von bewundernswerter Sicherheit. Die Ausführung ist so genau, daß man über die Bestimmung meist nicht zweifelhaft sein kann. Das merk­würdigste der auf diesem ungeheuren Freskobild dargestellten Tiere ist ein Pferd, das bereits das demütige und ergebene Aussehen des dem Menschen unterjochten Tieres hat. Es ist das einzige Tier, dessen Körper mit Linien, Zeichen und rätselhaften Arabesken bedeckt ist. Ob sie eine Decke oder Sattelzeug bedeuten? Handelt es sich hier um das wirkliche Mammut? Wenn ja! ist noch immer nicht gesagt daß der in Frage stehende norddeutsche Elefant mitdein südfranzösischen identisch sei.

D. Kulturgeschichtliches.

XII. Roland-Rundschau, a) Es wird Ihnen aus den Zeitungen bekannt geworden sein, daß die Nachbildung des Rolands von Branden­burg a. II, welche vor dem Neubau des Märkischen Provinzialmuseums unlängst aufgestellt wurde, Gegenstand so zu sagen einer besondern Huldigung am 12. d. M. geworden ist.

In Bezug auf diese Nachbildung teile ich zuvörderst Folgendes mit. Die Figur ist hergestellt aus Kirchheiner Muschel-Kalkstein durch den Bildhauer Karl Schwarz hier Fruchtstraße o, welcher für die Bildhauer­arbeit 4000 Mark Honorar erhalten hat. Die Abformung in Brandenburg hat der Bildhauer Steiner hierselbst Molkeumarkt besorgt. Der Schädel zeigte sich am Original flachmuldenartig ausgehöhlt, sozwar daß die Schädelöffnung 26x28 cm, die größte Tiefe 10 cm beträgt. Die Rüstung