13. (4. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres. 469
für die Abformung des Rolands in Brandenburg bat laut Rechnung des Formers Romann700 M2 Pfg. gekostet, die Herstellung der Abformung und eines Abgusses einschließlich aller Reise- und Transportkosten laut Rechnung des Herrn Steiner 1675 M. Die Steinmetzarbeiten haben 2017 M gekostet, das Bronzesclnvei’t 130 M; im Ganzen mit allen Nebenkosten erforderte diese Rolandsfigur 9930 Mark Kostenaufwand.
Die Höhlung des Brandenburger Rolands ist seit unvordenklicher Zeit mit Donnerbart, bei uns gewöhnlich Hauslaub oder Hauslauch genannt, beflanzt. Herr Stadt-Garteninspektor Hessler in Brandenburg hatte die Güte mir drei Exemplare vom Kopf des dortigen Rolands in lebendem Zustande zu schicken, dieselben sind Sempervivum tectorum L. und nicht etwa von dem heimischen wilden Hauslauch (Sempervivum soboliferum Sims.), der wie ich in der Sitzung vom 31. Oktober 1900 (Brandenburgia IX. 328—330) mitteilte u. a. auf dem Hauslaubberg bei Buchsmühle unweit Oderberg i. M. ganze Polster auf dem Rasen bildet. Die Sempervivum-Kappe des brandenburger Rolands ist leider sehr zurückgegangen. Ich entsinne mich, daß als ich im Jahre 1869 beim Landgericht Brandenburg als Gerichts-Assessor beschäftigt war, ich oft genug den Hauslaubschmuck und die hohen Stengel desselben mit rötlicher Blüten betrachtete. Jetzt scheinen die Pflanzen des Rolandshauptes schon lange nicht mehr zu blühen und die einzelnen Pflanzen immer kleiner zu werden, wahrscheinlich weil die Muttererde verzehrt ist und die Pfahlwurzeln der einzelnen Hauchlauchpflanzen lediglich auf das bischen Humus angewiesen sind, welches sich aus den unabsehbaren Generationen verrotteter Hauslauchpflanzen entwickelt hat. Im Frühjahr 1906 soll eine Ersatzpflanzung stattfinden, wozu u. M. Herr Franz Körner und ich 50 Stück Exemplare aus unseren Felsengärtchen liefern werden. Die auf dem Roland-Abbild am 12. d. M. von mir unter Zuziehung des Gärtners des Herrn Körner, Herrn Brandenburg gepflanzten Exemplare habe ich teils in der Villa Fritz Reuters in Eisenach teils von Mauern in Dörfern der Umgebung Bad Kissingen’s gesammelt.
Die nachfolgende Darstellung betitelt „Der Brandenburger Roland als Donnergott“ habe ich im Beiliner Lokal-Anzeiger vom 8. d. M. veröffentlicht.
„Die Riesenfigur des steinernen Brandenburger Rolands von 1474, welche auf dem Markte der Neustadt stand und im Jahre 1716 da fort- genominen und am Eingänge des dortigen Rathauses aufgestellt wurde, ist weithin als Typus der spätmittelalterlichen Rolande bekannt. Ebenso hat man sich seit alters an den seltsamen kappenartigen Pflanzenschmuck gewöhnt, den das Haupt trägt. Gewöhnlich meint man, daß es sich dabei um eine der sogenannten „Aufpflanzungen“ (Epiphyten) handele, die auf Vögel oder die vorherrschenden Winde zurückzuführen sind, welche dorthin Samenkörner oder dergleichen verschleppt und angesiedelt