Heft 
(1905) 14
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13. (4. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.

XV. Ein abenteuernder Brandenburger um 1000. U. M. Herr Oberlehrer a. D. Rudolf Grupp drückte im Verein für Geschichte der Mark Brandenburg am 11. d. M. seine Verwunderung darüber aus, daß eine von L. Giesebrecht in seinenWendischen Geschichten vor­genommene Namensänderung noch keine Berichtigung erfahren hat, viel­mehr auch noch in neuere Geschichtswerke übernommen ist. Die Vita Viperti nämlich erzählt in den Pegauer Annalen (M. G. S. XVI, 232) ausführlich, wie ein junger Brandenburger um das Jahr 1000 etwa von seiner Vaterstadt auf Abenteuer auszieht, Schwiegersohn des Dänen­königs, Herr vieler Länder und Stammvater der späteren Herren von Groitzsch wird. Sein Name Wolf und seine Abkunft von den Harlungen kennzeichnen ihn als Germanen, obwohl er Slavus nobilis genannt wird. L. Giesebrecht (Wend. Gesch. II, 7) hat nun den deutschen Namen Wolf zu Wilk slavisiert, da wlk slavisch Wolf heißt. Das ist aber selbst durch die unzutreffende Deutung ungerechtfertigt, da die Pegauer Annalen den Namen Posduwluk oder Pasewalk mit urbs Wolfi geben, und doch tritt dieser deutsche Edelmann Wolf auch neuerdings noch in Geschichts­werken als der Slave Wilk auf. Slavus steht vielfach für paganus und wird oft auf Slaven und Germanen gemeinsam bezogen.

E. Bildliches.

XVI. Aus Potsdam. Trotz der Ungunst des Wetters bei unserer Brandenburgia-Fahrt nach Potsdam am 8. ist es unserm kunstfertigem Mitgliede Herrn Louis Reuter gelungen, drei recht gute Abbildungen, wie Sie ersehen wollen, zu liefern, a) Versammlung am Denkmal Friedrich Wilhelms I. im Lustgarten; b) das schöne mit Stierköpfen verzierte Palais aus friederizianischer Zeit am Kanal und c) das Innere des mit Ölgemälden unserer Herrscher und Waffentrophäen meist aus der Zeit der Freiheits­kriege geschmückten gewaltigen Speisesaals im Militär-Waisenbaus.

XVII. Septarien-Ton-Gruben von Lubars-IIermsdorf Kreis Nieder-Barnim. Unser fleißiges Mitglied Herr Chemiker Schenk- Fürstenwalde hat von der für unsere Ton- und Zement-Industrie wichtigen tertiären Tongrube die vorliegenden fünf anschaulichen Aufnahmen photo­graphiert im Sommer d. J. Nr. a, b und c zeigen die Diluvial-Ab- lagerungen über dem oligozänen Septarienton bis zur obersten Schicht desselben, Nr. d und e den in amphitheatralischer Form, Stufe für Stufe vor sich gehenden Abbau des Tons, in welchem sich Meeres-Muscheln und -Schnecken, sowie Meeres-Fischreste zeigen, etwa auf ein Meer wie das mittelländische deutend, aber mit durchweg ausgestorbenen Arten. In dem Ton finden sich große, oft mehrere Pfund schwere lichtgelb­grünlichen Kalkkonkretionen, die Septarien, nach denen der Ton heißt, im Innern oftmals schöne, gelbbräunliche Kalkspatdrusen zeigend.