Heft 
(1905) 14
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14. (10. außerordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres. 4«3

drückt ihm nur fünfmal nebeneinander den Stempel auf. Wir lernten hier auch die Herstellung der Oberschalseife kennen. Flache Kästen von der Höhe eines Seifenstückes werden mit flüssiger Seife gefüllt; darauf wird die Oberfläche künstlich rauh gemacht (geblümt), so daß jedes Stück das Aussehen der bekannten Oberschalseife erhält. An einem Tisch endlich wurden eine Anzahl Tüten mechanisch mit Wasch­pulver gefüllt. Es ist das gemahlene Seife, der 60 pCt. Ammoniaksoda zugesetzt sind. Dieses Waschpulver muß man wohl unterscheiden von dem Seifenpulver, welches nur aus bester, vollständig ausgetrockneter Ob er schalseife in gemahlenem Zustande besteht. In diesem Raum hatte die Firma nun auch eine Sammlung ihrer harten oder Haushaltungs­seifen aufgestellt mit den zugehörigen Rohmaterialien; da stand die weit bekannte Herrmannsche garantiert reine Palmölseife mit dem rohen und gebleichten Palmöl, auch wurde uns caustische Soda, sogenannter Seifenstein gezeigt, sodann die Eschweger Seife mit der blauen und roten Marmorierung, ferner eine weiße Seife aus Kokosöl und Talg, die sehr leicht schäumt, und endlich die SeifeGut Deutsch, welche bestimmt ist, der Sunlight-Seife Konkurrenz zu machen, da sie ca. 20pCt. billiger ist.

Im zweiten Stock befindet sich hauptsächlich das ausgedehnte Lager, der Stolz der Firma; auf langen und hohen Gestellen sind die Seifenstücke wie Mauersteine aufgestapelt, doch ist es so eingerichtet, daß zwischen den Stücken die Luft durchziehen kann. Neben dem Lager für die Haushaltungsseifen befindet sich das für die Toilettenseifen, hier nehmen die Repositorien mit den Enveloppen einen großen Platz ein, denn die Firma muß liier in bezug auf Ausstattung der Kundschaft sehr entgegenkommen. Ein großer Teil des Lagers ist verkauft und wird nach und nach von der Kundschaft abgefordert. Die Toiletten­seifen werden natürlich besonders sorgfältig behandelt; nachdem die Ecken und Kanten abgestumpft sind, wird das Stück poliert und in buntes Papier gehüllt und mit einer Schleife versehen.

Im dritten Stock befindet sich der Feinseifen verpackungs­raum, in dem circa 50 Mädchen mit dem Einwickeln und Kartonnieren beschäftigt sind. An dieser Stelle erhielt jeder Besucher einen Karton Toiletteseife mit der AufschriftBrandenburgia, eine der geschützten Marken der Firma, zur Erinnerung geschenkt.

Im vierten Stock sind die Maschinen aufgestellt, für die Herstellung der Toilettenseifen. In einer Mischmaschine wird das Parfüm und die Farbe mit der Seife innig vermengt. Aus dieser Maschine kommt die Seife in Gestalt von Schnitzeln heraus und gelangt dann in die sog. Pilier- maschine, welche sie in Gestalt von langen dünnen Streifen verläßt um nunmehr in einer neuen Maschine, der Peloteuse, wieder zusammen­gepreßt zu werden bis sie diese durch ein Mundstück in der Form eines Ringels wieder verläßt. An dem einen Flügel dieses Raumes