15. (5. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.
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Fall ist, zwei Schildhalter über einen Schild hinweg durch Hutabnehmen höflich „Guten Tag“ sagen, ist mindestens ungewöhnlich. In einem Wappenschild sieht man sogar den pfeilspitzenden Amor mit einem Schleifstein, und in einem anderen hält der kleine Ausbund gar eine Margarinedose. Der Trompeter von Säkkingen ist sehr beliebt; was aber der vor ein paar Jahrhunderten blasende Herr mit dem jetzigen Reichsadler auf seinem Trompetentuch zu tun hat, ist unverständlich. Ein Wappenschild ziert eine Punschessenz, und ein alter Doppelreichsadler hält Stiefeletten im Schnabel und in den Fängen. Diesen Ungereimtheiten gegenüber bemerkt Graf Leiningen mit Recht: „Man kann nur warnen; lieber kein heraldischer Schmuck als ein verfehlter, der auf Gedankenlosigkeit und Ungeschmack beruht.“
Die Brandenburgia wird nicht umhin können, sich mit den Gewerks-, Fabrik-, Waren- und Handelsmarken bezw. Wappen gelegentlich zu befassen, da sie ein in vieler Beziehung interessantes und nützliches Kapitel der Heimatsgeschichto und Kulturkunde ausmachen.
Ich rege hierdurch dazu an und wende mich in erster Linie an diejenigen unter uns, die heraldische Studien treiben, insbesondere an die Herren, welche sich mit bürgerlichen Wappen, Stempeln, Siegeln und Verwandtem beschäftigen. Herr Regierungs-Assessor Dr.Bernhard Körner, bewährt im Felde bürgerlicher Wappenkunde und Herr Verlagsbuchhändler Heinrich Bruer, unsere geschätzten Mitglieder, haben vielleicht die Güte, die Sache in die Hand zu nehmen.
Einer Vorlage interessanter Muster und einem begleitenden Vortrage würden unsere Mitglieder sicherlich gern volle Aufmerksamkeit schenken.
XXL Herr J. Spiro, unermüdlich als Herausgeber historischer, auf die Heimat bezüglicher Ansichtspostkarten, hat uns eine neue Serie, die im Saale ausgebreitet ist, für heute Abend vorgelegt. Es handelt sicli um öO wolilgelungene Ansichten aus dem alten Berlin von etwa U170 bis 1830, hergestellt von Handzeicknungen des Architekturmalers Leopold Ludwig Müller aus dem Jahre 1835, welche dem Vater des verstorbenen bekannten Geheimen Archivrats Dr. Ernst Friedländer gewidmet waren und deren Wiedergabe die Erben gestattet haben.*) Es Hegen mir zwei Facsimilia vor, eins vom 15. Januar v. J., worin sich Adolf von Menzel freundlich für eine Serie bedankt, und eins, datiert München, den 31. Mai 1905, enthaltend ein sehr anerkennendes Schreiben Paul Ileyses, der ja Berliner Kind ist. Ich habe diesem Schreiben nur Weniges, nur Gutes, nur Empfehlendes hinzuzufügen. Ich empfehle die Ansichtskarten zum persönlichen Gebrauch, aber auch zu Geschenken,
k ) Vergl meine Mitteilungen über Ernst 3: riedländer, Brandenburgs X, 401 und 102 und meinen Nachruf. (Eriedländer starb am 28. Januar 1903) a, a. 0. XII. 3.