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15. (6. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.
Nachahmung eines schwarzen Beigefälles hergestellt hat. (Wird vorgelegt.) Da auch die Fundumstände glaubwürdig festgestellt sind, so bleibt weiter nichts übrig, als die Erklärung, daß ein aus den Kulturländern zufällig in die Gegend von Treuenbrietzen gelangtes Gefäß dort als Graburne verwendet worden ist. Da der Import eines solchen Gefäßes auch schon entwickeltere Handels- und Verkehrsbeziehungen voraussetzen läßt, so dürfte für die Zeitbestimmung die römische Periode in Betracht kommen — etwa das 1 te oder 2 te Jahrhundert nach Christus.
Zweifel an der Echtheit einer bei Treuenbrietzen gefundenen Urne.
Von Postrat a. D. Steinhardt.
Im Frühjahr 1903 fand u. M. Herr Rektor Thürmann im losen Sande der Sandgrube am Galgenberge bei Treuenbrietzen einige Urnenscherben von ungewöhnlich heller Farbe, und durch den Fund aufmerksam gemacht, senkrecht über der Fundstelle, an dem 8 m hohen Steilhang der Sandgrube den grüßten Teil der Urne, zu der die Scherben gehörten. Die Urne stand aufrecht im Sande etwa 50 cm unter der obersten, dunkler gefärbten Kulturschicht des Erdbodens an ersichtlich ungestörter Lagerstätte, was an der Schichtung des Sandes erkennbar war. Durch das Abrutschen eines Teils der Steilböschung der Sandgrube war die Urne freigelegt und gleichzeitig ein Stück abgetrennt und mit dem abstürzenden Sand in die Tiefe gerissen worden, so daß die erwähnten Scherben sich an der Sandoberfläche auf dem Boden der Grube fanden. Was von der Urne im Boden noch eingebettet war, war von Rissen und Sprüngen durchzogen; das Innere war mit Leichenbrandresten angefiillt und zwar mit weiß gebrannten Knochenstückchen, unter denen sich kleine Stücke menschlicher Schädel, nach der Dicke zu schließen, von Erwachsenen vorfanden. Dazwischen lagen einige geschmolzene Bronzereste; (Spange?) Kohlenstücke fehlten. Die Bronzereste, fast formlose Bröckel, sind stark dunkelgrün patiniert.
Die sorgfältig aus dem Sande gelösten Teile der Urne ließen sich mit den lose im abgerutschten Sande gefundenen Scherben mit großer Mühe zusammenpassen und verkitten, so daß die Urne bis auf einige trotz allen Suchens nicht auffindbare Stückchen recht gut rekonstruiert werden konnte.
Die Urne ist sehr sauber auf der Töpferscheibe abgedreht, glatt, ohne Verzierungen und ohne Henkel. Nur die Zone des größten Umfanges ist mit einem 8 mm breiten, etwas dickeren Streifen bandartig umspannt. Der Scherben ist größtenteils scharf durchgebrannt und zwar auffallend gleichmäßig bis nahe an die beginnende Sinterung, so daß die Oberfläche eine Glätte zeigt, die einer ganz leichten Glasur ähnlich erscheint. Ein dem unteren Teil der Urne zugehörendes Bruchstück zeigt etwas unvollkommenen Brand, insofern es in der Mitte einen dunkeln Streifen erkennen läßt. Die Wände des Gefäßes sind 3 bis 3,5 mm, der Boden ist 6 bis 7 mm dick. Die Farbe ist äußerlich ein helles Graugelb mit einem leichten Stich ins Rötliche Die Bruchflächen erscheinen durchweg rötlich bis auf den erwähnten, stellenweise vorhandenen dunkeln blaugrauen Streifen.