15. (5. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres. 503
Die Sandgrube am Galgenberge, insbesondere der obere Rand, ist eine altbekannte Fundstätte reichlich vorhandener Scherben von zertrümmerten Urnen verschiedenartigster Form und Beschaffenheit.
Im Sinne des Obigen hatte ich als Pfleger an die Direktion des Märkischen Provinzial Museums berichtet, und später hatte Herr Thürmann die Urne dem Museum übersandt.
Die in dem Bericht schon hervorgehobenen Eigentümlichkeiten, dazu die von der Gestalt der sonst in hiesiger Gegend gefundenen Urnen wesentlich abweichende Form, die auffallend sorgfältige Arbeit, der gute Brand, kurz die hohe Vollendung des Gefäßes sowohl was die edle Form wie die vollkommene technische Herstellung betriflt, haben dann bei einzelnen Beurteilern den Verdacht aufsteigen lassen, daß die Urne ein Falsifikat sei, ohne daß allerdings absichtliche Fälschung zum Zwecke bewußter Täuschung damit zum Ausdruck gebracht werden sollte; es wurde auch gelegentlich erwähnt, daß möglicherweise einer der hin und wieder beliebten, freilich ziemlich verbrauchten Ausgrabungsscherze vorliegen könnte. Weniger zur Widerlegung dieses Verdachts als zur rein sachlichen Klarlegung der Frage, ob angesichts der tatsächlich vorhandenen Abweichungen von der Beschaffenheit der sonstigen Funde aus hiesiger Gegend die Urne echt oder unecht, d. h. ob sie im Altertum hergestellt oder modernes Fabrikat ist, dürfte es sich wohl lohnen in eine gründlichere Untersuchung des immerhin recht eigenartigen Fundes einzutreten, wobei vorweg zu bemerken wäre, daß unter modernem Fabrikat selbstredend ein in neuerer oder neuester Zeit hergestelltes Produkt, dagegen kein solches gemeint ist, bei dessen Herstellung lediglich dieselben Arbeitsmethoden zur Anwendung kommen, nach denen auch der heutige Töpfer arbeitet.
Um nun diese Untersuchung zu ermöglichen, hat mir die Direktion des Märk. Prov. Museums die Urne in sehr dankenswerter Weise zu eingehender Untersuchung durch einen Sachverständigen, den Besitzer und langjährigen Betriebsleiter der Nicheler Ziegelei bei Treuenbrietzen, u. M. Herrn 0. Fischer, leihweise überlassen. Herr Fischer stellt folgenden Befund fest:
„Die Urne ist in sauberster Weise auf der Töpferscheibe hergestellt und von auffallend regelmäßiger Form. Die Untersuchung eines Scherbens ergab folgendes: Das zur Herstellung der Urne verwendete Rohmaterial ist ein eisen- und kalkhaltiger Ton, der vor der Verarbeitung geschlämmt und sehr sorgfältig durchgearbeitet (geknetet) worden ist, was die Ausarbeitung zu dem auffallend dünnwandigen Scherben von besonderer Porenfeinheit ermöglichte. Die frische Bruchfläche des Scherbens zeigt eine hellrötliche Farbe, die nach den Rändern zu in eine schiefergraue Färbung übergeht. Hieraus ist zu schließen, daß die Urne in einem geschlossenen Ofen mit reduzierender Flamme gebrannt wurde. Das beim Brennen eisenhaltigen Tons sich bildende Eisenoxyd ist unter der Einwirkung der reduzierenden Flamme auf der Oberfläche der inneren und äußeren Gefäßwand zu Eisenoxydul geworden und hat die schiefergraue Färbung herbeigeführt' während der innere Kern durch Eisenoxyd die rote Färbung erhalten hat. Eine auf der Außenseite der Urne befindliche, etwa handgroße Fläche von blaß-