Heft 
(1905) 14
Seite
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15. (5. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.

rötlicher Färbung deutet darauf hin, daß diese Stelle einer oxydierenden Flamme ausgesetzt war. Der Hitzegrad, bei dem die Urne gebrannt wurde, ist auf ca. 950° C. zu schützen. Die beinahe glänzende Oberfläche, die fast den Eindruck einer Glasur vortäuscht, ist auf die sorgsame Vorbereitung des Rohmaterials und den verhältnismäßig scharfen Brand zuriickzuflihrcn. Irgend­welche Spuren der Verwitterung sind an der Urne nicht zu bemerken.

Ich legte die Urne auch einem hiesigen Töpfermeister vor, der die Tone der Umgegend von Treuenbrietzen und aus den Lagerstätten des Fläming, ihr Verhalten bei der Bearbeitung und beim Brand und die daraus gewonnenen keramischen Produkte aus jahrzehntelanger eigener Erfahrung Und aus der Überlieferung in der Familie kennt. Meister Schulze stellt folgendes fest:

1. Das Gefäß ist, was Material, Arbeit und Brand anlangt, so vorzüglich hergestellt, wie nur ein geschickter moderner Töpfer es hcrrichten könnte. Der Ton ist sorgfältig vorbereitet durch Schlämmen und Kneten, so daß die Masse völlig gleichartig ist. Das Gefäß ist auf der Scheibe gedreht und außen mit der Schiene geglättet, so wie das auch heutzutage gemacht wird. Aber ein modernes Gefäß scheint es nicht zu sein, denn im Inneren sieht man die Spuren der Finger, während heutzutage die Gefäße auch im Inneren, und zwar mit dem Löffel (ohne Stiel) geglättet werden.

2. Das Gefäß ist, heutiger Herstellungsart entsprechend, nach dom Drehen mit der genäßten Hand nachgearbeitet, gcschwämmt.

3. Es ist, wie die auf der Bruchfiäche sichtbaren Schichten zeigen, be­gossen oder engobiert. Die Engobe soll der Oberfläche eine andere Farbe geben. Man kann denselben Ton, aus dem das Gefäß geformt ist, auch zur Engobe gebrauchen, wenn man ihn sehr fein schlämmt und durch ein 'Puch oder einen Sieb seiht; doch genügt auch eine feine Schlämmung allein, wenn man die dünnflüssige Masse vom Bodensatz vorsichtig abschöpft. Solche Engobe färbt sich beim Brennen anders als der übrige Scherben, trotzdem sie aus der gleichen Grundmasse gewonnen ist.

4. Das Gefäß ist jedenfalls, wie die Härte erweist, in einem geschlossenen Ofen gebrannt. Wie der Ofen eingerichtet war, ob er aus Steinen, Back­steinen, Lehmpatzen aufgemauert war, ob es nur eine mit Lehm verstrichene Erdgrube war, wie die Züge und der Schornstein angeordnet waren, das läßt sich nicht sagen. Aber die Einrichtung für ganz allmähliches Anwiirmen, Steigerung der Hitze bis zur Weißglut und nachheriges allmähliches Abkühlen muß sehr gut getroffen gewesen sein, denn Gefäße mit so dünner Wandung müßten im offenen Feuer zerspringen.

5. Der Ton, aus dem das Gefäß geformt ist, könnte aus hiesiger Gegend stammen. Die Obererde hiesiger Lehmlager ergibt, wenn sie gut geschlämmt wird, einen ähnlichen Scherben. Ungeschlämint ist diese Obererde zu sandig, zu mager, wie der Töpfer sagt:kurz. Durch das Schlämmen wird sie plastisch. Solcher Ton kommt auch in den Gruben von Küpnick und den anderen Ortschaften in der Nähe von Kropstädt auf dem Fläming und weiter­hin bei Siraach vor.

fl. Die mittlere dunkele Schicht ist durch nicht ganz richtige Behandlung der Flamme beim Brennen während der Weißglut entstanden. Die äußeren