Kleine Mitteilungen.
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Erinnerungsbänder. Vgl. überdieseiben und über die Erinnerungstücher unsere vielfachen Mitteilungen in den Monatsblättern. Speziell unter die sog. Vivatbänder aus Fridericianischer Zeit fällt im Polnischen Museum zu Posen ein auf weißer Seide gedrucktes Stück betreffend den Separatfrieden zwischen Friedrich dem Großen und Schweden vom Jahre 1762. Dasselbe zeigt die Wappen von Preußen und Schweden und folgenden Aufdruck:
Vivatband
Auf dem zwischen Sr. Kün. Maj. in Preußen etc. und der Crone Schweden publicierten
Frieden d 3 Junii 1762 Durch Friede vereint (Die Wappen der beiden Länder.)
Nun ist der Zweyte Friede da!
Raid wird die Ruh vollkommen prangen. Gott spricht zu unsrer Hoffnung Ja,
Und stillt das sehnliche Verlangen.
Auch Schweden tritt die sichre Bahn Die Rußland wählte rühmlich an.
Laß Ostreich ! Deine Feindschaft schwinden, Und die Versiihnungstriebe linden.
Die Lilien sind freilich schön: Wird ihre Freundschaft fest bestehn? Es müsse Rußlands Peter grünen Und Schwedens Adolph Friedrich bliihn!
Das Heil soll Preußens Friedrich dienen!
Sein Ruhm soll alle Welt durchziehn!
Vom toten Mann. (Vgl. unsere zahlreichen früheren Mitteilungen über diesen uralten Brauch.) Der Tote Mann zwischen W. Buchholz und Neuendorf ist ein Reisighaufen, welcher von den Leuten an der Stelle aufgehäuft wurde, wo um 1850 ein Arbeiter aus Neuendorf vor Entkräftung tot zusammenbrach, als er für seine Frau aus W. Buchholz eine Hebeamme holen wollte. Otto Monke.
Ehemalige Meilensteine. Zwei alte Wahrzeichen der Potsdamer Provinzial-Chaussee, die letzten beiden noch vorhandenen Meilensteine, die Friedrich Wilhelm III. hat errichten lassen, sind in der letzten Zeit von Wind und Wetter arg mitgenommen worden. Der eine dieser Meilensteine, die aus einer etwa 6 Meter hohen Steinsäule bestehen und von einer Kugel mit Spitze gekrönt werden, befindet sich in Zehlendorf, der andere im Wannsee vor dem neuen an der Chaussee gebauten Rathause. Dieser letztere Stein ist von der Gemeinde ausgebessert worden, zeigt aber schon wieder Spuren starken Verfalls. Der erste Meilenstein von Berlin aus stand im Friedenauer Ortsteil von Schöneberg und mußte bei der Neuregulierung der Straßen beseitigt werden. In den ehemals kursächsichen Landesteilen der Provinz haben sich künstlerisch verzierte Meilensteine ebenfalls erhalten z. B. in Brück und in Belzig. Bekannt ist der alte Meilenstein am Eingang zum Schloßpark in Tegel. Der Meilenstein vor dem Charlottenburger Schloß, welcher schon einmal seine Stelle gewechselt, ist jetzt gegenüber zwischen die Marstallgebäude versetzt. Zwischen ihm und dem Meilenstein auf dem Dönhoffsplatz, der an der Stelle des jetzigen Stein-Denkmals stand, war genau eine preußische Postmeile Entfernung. Von dem letztgenannten Meilenstein ab wurden die Entfernungen seitens der Königlich preußischen Post berechnet.
Berlin 25. September 1904. E. iriedel.