Heft 
(1905) 14
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16. (6. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.

obwohl das Laut! reich an Überbleibseln des Mammuts ist, doch, wie bereits erwähnt, der erste ist, bei welchem ein fast vollständiges Skelett des ausgestorbenen Riesentieres und dazu Steinwerkzeuge des vor­historischen Menschen gefunden wurden, die als Beweis für die gleich­zeitige Existenz des Menschen mit den verschwundenen Repräsentanten der sibirischen Fauna dienen können. Solche Funde von Feuerstein­werkzeugen sind selbst im westlichen Europa selten. Die Entdeckung jenes Mammuts zusammen mit den Menschenspuren kann daher als Be­weis dafür angesehen werden, daß auch Sibirien in drr archaeolithischen Steinzeit vom Menschen bewohnt war.

IV. Der Kampf um die Eolithe.*) Unter Edithen versteht man, wie unseren Mitgliedern sattsam bekannt, die ältesten Zeugen des Menschen in Gestalt von Steinen, die durch ihn benutzt wurden. Sie treten im Tertiär auf und sollen, wenn der Abbe Bourgeois (1867) Recht hat, schon im Ober-Oligocän von Thenay bei Pontlevoy (Loir-et-Cher) auf- treten. Carlos Ribeiro, Direktor des Geologischen Dienstes von Portugal, macht eiue analoge Entdeckung zu Otta in einer für Ober- Miocän gehaltenen Schicht. Raines, ein Geologe aus dem französischen Cantal, schickte 1878 zur Weltausstellung nach Paris einen Karton mit Silex, die ich wie die des Abbe Bourgeois selbst in Paris gesehen, von Puy Courny bei Aurillac mit Knocheuresten von Säugetieren der tertiären Fauna von Pikermi in Griechenland. Die Existenz der Tertiär-Menschen wurde demnächst Jahre hindurch von de Quatrefages und Gabriel de Mortilles verfochten. In Deutschland verhielt man sich diesem Tertiär-Menschen gegenüber sehr ablehnend, insbesondere der Altmeister Rudolf Virchow hüllte sich gewöhnlich ihm gegenüber in ein eisiges, ironisches Schweigen.

In den letzten Jahren ist der Tertiärmensch aber mit Erfolg wieder aufgelebt. Zunächst in England an der Hand neuer Funde, welche auf den Plateaux von Ightham durch Prestwich und im Pliocän von Indien durch den deutschen Geologen Noetling, dann in Frankreich und Belgien gemacht worden sind.

Die Sache ist auch für unser Forschungsgebiet aktuell geworden, indem man wie Sie unter andern aus den von mir Ihnen wiederholt vorgelegten teils durch Professor Otto Jaekel teils durch mich gemachten Funden ersehen haben von Eolithen auch in unserer Provinz Branden­burg spricht.

Das sind, wie ich immer wieder betone, keine dem Tertiär, sondern lediglich dem darauf folgenden Quartär oder Diluvium oder der palaeo- lithischen Zeit angehörige Fundstücke, welche den ureigentlichen ter­tiären (mioeäuen und plioeänen) Eolithen zum Verwechseln ähneln,

Vergleiche Brandenburgs XIII. 354 361 und XIV 277 und 323.