Heft 
(1905) 14
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16. '6. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.

sei. Meine Mitteilung betitelt sich:Der Silberberg bei Wollin als Stätte der Jomsburg und enthält die Daten über die skandinavische Jomsburg (erbaut 970 980, zerstört 1042 oder 1043) und über das wendische Wollin, wohin 983 König Harald von Dänemark flieht; 1175 oder 1177 wird Wollin von König Waldemar so gründlich zerstört, daß Ilelmold, der Slavenchronist, Ende des 12. Jahrhunderts die Wendenstadt nur als untergegangen kennt.

Das sogenannte Vineta-Riff und der Streckelberg mit seinem Vor­strand sind mir persönlich sehr wohl bekannt. Überhaupt habe ich in verschiedenen Jahren vielfältig dio Insel Usedom bereist und untersucht. Meine Nachforschungen erstrecken sich längs dem Strande bei Swinemünde an der ganzen Usedomer Küste bis weit über Zinnowitz hinaus, außer­dem auf Gothen, Sellin, Pudegla, Mellenthin, Morgenitz und den Lieper Winkel, auf die Stadt Usedom und Umgegend sowie das benachbarte linke Peeneufer bei Lassan, Wolgast und Kröslin, sowie weiterhin auf die Boddenküste von Freesendorf über Lubmin bis Ludwigsburg.

Herr Professor Deccko glaubt nun, daß die großen Stein­mengen, welche das Yinuta-Kiff bilden, von versunkenen und zerstörten großen Steingräbern herrühren. Es handelt sich dabei um ungeheure Blöcke, wie sie den deshalb sogenannten megalithischen Gräbern angehören.

Ich glaube nun auf Grund meiner vieljährigen Kenntnis von Neu- Yorpommern und Rügen, daß dies nicht möglich ist. Die Peene wie sie, beiläulig erwähnt, noch heut eine dialektische Grenze zwischen dem eigentlichen niederdeutschen Platt und dem hinterpommerschcn Yolks- dialekt darstellt hat dio uralte neolithischc Grenze der megalithischen Gräber gebildet. Auf Wollin fehlen sie gänzlich, auf Usedom sind sie kaum mehr vertreten. Von einer solchen Anhäufung von megalithischen Gräbern, wie sie die Bildung eines gewaltigen Ritts bedingen würde, kann meines Erachtens keine Rede sein. Man bedenke dazu, daß hier seit Jahrhunderten Steine gezangt und nach den verschiedensten Küsten­punkten sowie binnenlands verschleppt worden sind. Welch ungeheures Material haben allein die vom Vineta-Riff zum Bau der Swinemünder Molen und Hafenbauten verwendeten Blöcke geliefert, trotzdem liegen noch immer gewaltige Massen im Riff, welches dadurch bei flachem Wasserstande verbunden mit unruhiger See noch heut der Schiffahrt gefährlich wird. Im vorigen Jahrhundert wurden die sogen. Vineta- Ruinen d. h. die Steinriffe noch so groß wie die ganze Stadt Stralsund oder Rostock geschätzt.*) Auf der ganzen Erde dürften keine megalithischen

*) Zöllner a. a. 0. S- 518, woselbst er auch die merkwürdigen geometrischen Zeichnungen, der Anordnung der Steine, welche Deecke reproduziert, nach Chvtraeus gibt: In Prooeraio Metropoleos de Episcop. Camminensi, A. Joh. Lubbechii de Julino