Heft 
(1905) 14
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IC. (6. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.

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Grabei gruppen zu finden sein, auch wenn man die ausgedehntesten der­selben in der Bretagne, in Marokko, Algerien, Tunesien und Vorderindien in Betracht zieht, welche ein kubisches Steinmaterial liefern könnten von dem Umfang, wie es das Vineta-Riff enthalten hat und noch enthält.

Die großen Steingräber, welche man in der Nachbarschaft der Insel Usedom zum Vergleich heranziehen kann, befinden sich in den neuvorpommorschen Kreisen Grimmen und Greifswald; ich kenne sie fast ausnahmslos vom Augenschein her. Im Jahre 1903 habe ich mit unserin leider zu früh verstorbenen Mitgliede Professor Oskar Krause namentlich diejenigen Grabhügel untersucht, welche sich auf der General- stabs-Karte Meßtischblatt o92, Sektion Griebenow, besonders zwischen Groß-Zarnewitz, Treuen und Sassen westlich, und Zestelin und Neu- Negentin östlich befinden. Herr Krause wollte diese sowie die mir genau bekannten, auf Blatt 593 (Greifswald) befindlichen Hünengräber bei Ilargelin und Behreniiof mit mir zusammen beschreiben und der deutschen Anthropologen-Versammlung in Greifswald August 1904 den Text mit Bildern und Plänen widmen. Die schwere, schließlich tödliche Erki-ankung unsers verehrten Mitgliedes hat diesen Vorsatz vereitelt.

Diese Hünengräber, die sich alle ein Umstand, welcher bei der Würdigung der vermeintlichen Vineta-IJünengräber wohl zu beachten vorsichtig etwa 5 bis 10 und mehr Kilometer vom jetzigen Strande entfernt halten würden znsammengerechnet lange nicht den kubischen Inhalt des Vineta-Riffs liefern. Und selbst wo sie nahe bei einander liegen, sind sie nicht entfernt soheerdenartig dicht zusammengedrängt wie die Blöcke des Vineta-Riffs.

Aber, sagt man, die beim Streckelberg lokalisierte Vinetasage muß doch eine geschichtliche oder vorgeschichtliche Unterlage haben. Ich bestreite das ganz entschieden und verweise auf den groben Unfug, der mit der vermeintlichen Göttin Hertha, dem Ilerthasee und der Hertha­burg auf Rügen bei Stubbenkammer seit vielen Jahrzehnten getrieben wird. Jedes Kind kennt die sogenannte Sage von der Göttin Hertha und die Touristen oder Badegäste können sie sich dort, je nachdem die Konjunktur ist, für 5 oder 10 Pfennig vorleiern lassen. Jeder Rügianer glaubt daran und nicht minder ein großer Teil der Fremden*). Vor dem Anfänge des 17. Jahrhunderts hat aber niemand auf Rügen etwas von dem Herthadienst gewußt, der überhaupt auch unter diesem Namen nirgends auf der Erde existiert hat, da er nur auf einer falschen Lesart

et Arcona, narrata. Woraus sie sowohl Rango in den Noten zu den Origin. Pomeran. (Colberg 108-1) p. 292 f. als Dähnert in der Pommerschen Bibliothek, Bd. 3 S. 123 u. f. haben abdrucken lassen.

*) Hat man doch in den sechziger Jahren v. J. eine preußische Korvette Hertha getauft und erst vor wenigen Jahren seitens der Gründer der Kolonie Grunewald leider einem der künstlich ausgegrabenen kleinen Seen den Namen Hertha-See beigelegt.