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10. (0. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.
sein. Der Gastwirt hier hat jetzt einige seiner Krippen im Kuhstalle aus Einbäumen, die früher als Fahrzeug dienten, hergestellt. Ich seihst sah hier auf dem Wasser keine Einbäume mehr; dagegen versichern mir die Schifter, daß auf der Weichsel die sog. „Kottleute (auch Kittleute), welche gleichsam als Lotsen für Schiff und Floß fungieren, sich neben den Bretter-Schollniks auch wohl noch der Schollniks in der eigentlichen Bedeutung des Wortes, also ausgehöhlter Baumstämme, bedienen. Sitzend rudernd, fahren sie in diesem dem Schiff oder Floß als Führer vorauf. Das sähe man sowohl in Galizien als auch in Russisch- Polen und auf der unteren Weichsel“.
Ich danke Herrn Lolnner für seine Mitteilung und füge hinzu, daß mir der Gebrauch der Einbäume zum Sondieren der Wassertiefe für Flösse und Kähne auf der deutschen Weichsel wohl bekannt ist. Dergleichen Einbäume gerieten früher nicht »ganz selten nach Berlin von der Weichsel und Warthe her. So sah ich beim Bau der hiesigen hölzernen Gotzkowsky-Brücke einen Einbaum in Gebrauch. Ebenso ging dem Märkischen Museum ein anderer dergleichen Einbaum vom Rummelsburger See zu. Diese zwei Einbäume waren aus Pappeiholz. Auf der ungarischen National-Ausstellung zu Budapest i. J. 1885 sah ich noch nicht gebrauchte, neue schöne Einbäume aus Lindenholz zum Verkauf ausgestellt.
Unsere Slavisten werden um Erklärung der Wörter Schollnick und Krakuwke ersucht. Vergl. im übrigen über Einbäume Branden- burgia X 88, YIH. 46 und besonders IV. 414.
X. Komturei Lietzen. Zur Erläuterung der Abbildung dieses interessanten mittelalterlichen Feldsteinbaues schreibt unser Ausschußmitglied Herr Dr. Gustav ^lbrecht folgendes.
•Im Septemberheft der Brandenburgia steht S. 283 über ein in Komturei Lietzen von der Kirche getrennt stehendes Gebäude: „Erwähnt wird der interessante Bau nirgends in der Literatur, nicht einmal in Bergau’s Verzeichnis.“ Dem gegenüber gestatte ich mir den Hinweis auf das Wanderbuch für die Mark Brandenburg 1904, Teil HI. S. 47: „Süd!, (nahe dem Eingang) ein großes Gebäude aus Feldsteinen, jetzt Lagerraum mit großen Kellereien, einst vermutlich gleichfalls ein Gotteshaus.“ Die Notiz stand im wesentlichen ebenso bereits in der 1. Auflage des Buches (1892). Die Vermutung, daß das Gebäude ein Gotteshaus war, rührt von Schottmüller her.
XI. Otto Tschirch: Zar Alexander und das preußische Königspaar am Sarge Friedrichs des Großen (4. November 1805). Eine Jahrhunderterinnerung. Herr Professor Dr. Tschirch, Archivar der Stadt Brandenburg und uns allen als liebenswürdiger Führer in der alten Ilavelstadt wohlbekannt, überreicht diesen Aufsatz im Sonderabdruck aus der Konservativen Monatsschrift vom November 1905